piwik no script img

Sprüth MagersMika Rottenberg: Das Leben ist ein Bingo-Spiel

Die Dinge und wie sie zusammenhängen: Glück und Gletscherschmelze, Mondphasen und Marktwirtschaft. Für die unentrinnbaren Mechanismen der kapitalistischen Warenzirkulation und monotonen Arbeitswelt findet Mika Rottenberg in ihren Videoräumen magische Bilder, die verführerisch bunt und beklemmend zugleich sind. In „Bowls Balls Souls Holes“, einer Videoarbeit aus dem Jahr 2014, die zu einem neuen skulpturalen, ortsspezifischen Arrangement kombiniert im Mittelpunkt von Rottenbergs erster Einzelausstellung bei Sprüth Magers steht, scheint alles, das Leben und seine Bedingungen, wie in einer Rube-Goldberg-Maschine miteinander verbunden zu sein. Protagonistin ist eine aufwendig ondulierte wie manikürte Bingo-Conférencière. In einem unwirtlichen Kellerlokal sagt sie mit gelangweilter Miene Kugel um Kugel an und wirft nebenbei, einem Rhythmus folgend bunte Wäscheklammern in ein Loch, die wiederum nach etlichen Stationen bei einem Mann ankommen, der sich diese einer Löwenmähne gleich ins Gesicht klemmt. Es ist ein irrwitziger, zyklischer Ablauf, der irgendwann darin kulminiert, dass der Wäscheklammer-Mann sich um sich selbst drehend in Rauch auflöst. In sich logisch und dennoch komplett sinnlos erscheint das Geschehen – wenn man so will, wie die menschliche Existenz in einer durchoptimierten, globalisierten Welt an sich. Schrecklich trostlos wäre eine solche Erkenntnis, bekäme man diese nicht – und das macht Rottenbergs Kunst so sehenswert – irre komisch und poetisch serviert. (bsh)

Bis 10. 11. Di.–Sa. 11–18 Uhr, Oranienburger Str. 18

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen