: Springer-Krise
Das Hamburger Herbstwetter macht depressiv, stürzte die Springer-Presse aber auch gleich in eine manische Phase. Vor drei Wochen erfand das Abendblatt die „Hamburger Theaterkrise“: Daß Gerda Gmelin mit 79 Jahren das Theater im Zimmer verläßt, fiel darunter genauso wie die Tatsache, daß Frank Baumbauer 2000 nicht nur das Schauspielhaus, sondern Hamburg verlassen will. Als sei es normaler, wenn der Intendant des größten Theaters Deutschlands sich um die Kammerspiele bewerben würde. Gestern nun hat die Welt ihren Fieberschub bekommen: Ein Aufmacher behauptet, die Stadt wolle das Schauspielhaus verkaufen. „Das ist völliger Unsinn!“ teilte die Kultursenatorin umgehend allen Medien mit, doch das wird die Welt nicht beeindrucken: Der Aussage des Staatsrats Behlmer, „ein Verkauf stehe nicht zur Diskussion“, hatte das Blatt auch einfach ein „derzeit“ dazufabuliert. Der Hotelier des Europäischen Hofs, Claus Berk, hat der Stadt ein Kaufangebot gemacht – was jedem Bürger freisteht und per se konsequenzlos ist. Der Welt aber gefällt der „rührige Hotelier“, weil die Nutzung mit Bällen und Kongressen das „soziale Umfeld gegenüber dem Hauptbahnhof positiv beeinflußt“. Am besten auch die Oper kaufen und flächendeckend auf den Bahnhofsvorplatz stellen. ck
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