■ Spenden-Scheiß: Unverhofft kommt selten
Vier eingetragene gemeinnützige Vereine hierzulande wußten selbst nicht, wie ihnen geschah, als plötzlich zur Weihnachtszeit lauter 11,11-Mark-Spenden eingingen (und vereinzelt welche über 55,55 bis hin zu 122,21 und eine gar über 322,19 Mark). Die „Wahrheit“ hatte am 22. 12. 93 im Rahmen der Serie „Nice- Scheiß für den Gabentisch“ zu Spenden an unbekannte Adressaten aufgerufen und vier anonyme Kontonummern angegeben. Des Rätsels Lösung:
Bei Konto 106275-467 (Postbank Dortmund) handelt es sich um die Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer e.V. in Bremen. Der Verein um Pastor Ulrich Finckh berät und unterstützt schikanierte Soldaten, Verweigerer und Zivildienstleistende und hilft somit gegen das Übel Bundeswehr. Die Zentralstelle freut sich über 188,87 Mark.
Hinter Konto 2007375 (Sparkasse Aachen) verbirgt sich die Bunte Liga Aachen e.V., größte Alternativfußballiga bundesweit, die als „autonome und undogmatische Leibesübungsbewegung“ für einen selbstverwalteten Spielbetrieb und mit allen fairen Mitteln gegen Vereinsmeierei und das rechte Übel Deutscher Fußball-Bund kämpft. Hilfe dabei: 211,09 Mark.
Konto 1003334 (Sparkasse Aachen) ist die Bankverbindung des Aachener Notrufs für vergewaltigte Frauen und Mädchen e.V., der mit Information, Beratung, Fortbildung und Therapieangeboten sexuellen Mißbrauch und somit das Übel Männergewalt bekämpft: Über das Rekordergebnis von 784,65 Mark herrschte besondere Begeisterung – man erwägt gar, den Autor (männlich) der Spenden- Nice-Scheiß-Idee zur „Frau h.c.“ zu ernennen.
Der Nothilfe e.V. In Nürnberg (Konto: 1145799, Stadtsparkasse Nürnberg) ist ein Zusammenschluß von einem halben Dutzend engagierter Freunde, die seit zwei Jahren Lebensmittel und Medikamente nach Bosnien schaffen, zuletzt als einzige überhaupt in die eingeschlossene Stadt Bihac in der Herzegowina. Die taz-Leser halfen mit gespendeten 311,08 Mark ein wenig gegen das Übel Kriegsleid.
Zusammen also immerhin rund 1.500 Mark (Fortsetzung erwünscht). Eine Reihe der Spender hat, wie vorgeschlagen, den Buchungsbeleg an die Wahrheit- Redaktion geschickt. Sieben Gruselalphabete waren unter den Einsendern zu verlosen. In stillem Gedenken an den großen Lostrommelmeister Walter Baresel fand gestern die unbestechliche Auslosung statt. Die Glücklichen: Dieter Langer, Hamburg, Max Ehlers, Tübingen, Gert Torbohm, Kassel, Sebastian Lovens, Münster, Katharina Ettwig, Rheinberg, Bernd Ellersiek, Herford, Ines Knoop-Hille, Reinfeld.
-müll-
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