Specht der Woche: Bei Anruf eine Woche warten
Christian Specht, 47, ist politisch engagiert und Mitglied im Behindertenbeirat Friedrichshain-Kreuzberg sowie im Berliner Rat der Lebenshilfe. Er hat sein Büro in der taz und zeichnet. Wenn er es zulässt, zeigt die taz sein Bild der Woche.
In dieser Woche will ich mit meinem Bild auf den Telebus aufmerksam machen. Das ist ein Fahrdienst für Rollstuhlfahrer, den man telefonisch bestellen kann. Auf der Zeichnung sind der Bus zu sehen und die Rollstuhlfahrer, die mitfahren wollen.
Die Fahrgäste stehen in einer Schlange, denn leider müssen sie sich meistens sehr lange anstellen. Im Behindertenbeirat haben mich Betroffene auf dieses Problem aufmerksam gemacht.
Eigentlich ist der Telebus eine gute Sache, aber ich habe die Zeichnung aus Protest gemacht. Die Situation ist nämlich so: Mindestens eine Woche vorher muss man dort anrufen, um einen Termin zu bekommen. Deswegen habe ich auf den Bus ein rotes Telefon gemalt. Spontan kann man als Rollstuhlfahrer also nichts unternehmen, und kurzfristige Termine kann man auch nicht erreichen. Jedenfalls nicht mit dem Telebus.
Als einzige Möglichkeit bleibt da nur die BVG. Allerdings trauen sich viele das nicht: Die öffentlichen Busse sind oft sehr voll und der Fahrer muss an der Tür extra eine Rampe aufklappen. Davon sind viele Busfahrer genervt. Und dann ist wenig Platz, weil überall Kinderwagen stehen. Es ist für alle immer sehr stressig.
Und hat man einmal einen Termin beim Telebus, hat er oft Verspätung. Manchmal dauert es sehr lange, bis man abgeholt wird. Doch die Mitarbeiter vom Telebus können nichts dafür. Sie sind überlastet. Früher war das besser. Der Senat müsste die Kürzungen zurücknehmen.
PROTOKOLLGJO
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