piwik no script img

Sparpläne in BerlinSolidarisch gegen das Spardiktat

Tausende Menschen demonstrieren am Sonntag gegen die geplanten Einsparungen des Senats. Aufgerufen hat ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis.

Ja nichts ist okay, finden Demonstrant*innen, solang Berlin kaputtgespart werden soll Foto: Fabian Sommer/dpa

Berlin taz | Kacke, kacke, kacke – so fasst ein breites Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen am Sonntagmittag die geplanten Haushaltseinsparungen des schwarz-roten Senats zusammen. „Es ist kacke, wenn Kultur und Soziales gegeneinander ausgespielt werden!“, ruft Verena Bieler vom Bündnis #unkürzbar. „Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen.“

Laut Angaben der Veranstalter versammelten sich am Sonntag rund 6.000 Menschen zu einer Großdemo am Lustgarten auf der Museumsinsel, um unter dem Motto „Wir sind #unkürzbar – Ein Berlin für Alle!“ gegen die Sparmaßnahmen zu protestieren. Die Polizei sprach zwischenzeitlich von 3.000.

Dazu aufgerufen hatte ein Bündnis aus über 200 zivilgesellschaftlichen Organisationen, aus allen Bereichen, die vom Spardiktat betroffen sind: Bildung und Kultur, Klimaschutz, Soziales, Mobilität, Stadtentwicklung, Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Antidiskriminierung. Gemeinsam fordern sie die Rücknahme der geplanten Einparungen von rund zehn Prozent für das Jahr 2025.

Bereits in den vergangenen Wochen waren nahezu täglich Sozial- und Kulturverbände, freie Träger, Vereine und andere Betroffene gegen die drohenden Einsparungen auf die Straßen gegangen. Zuweilen wirksam: einige Kürzungsvorhaben wurden zurückgenommen, etwa im Umwelt- und Klimaschutz- sowie im Kulturbereich. Auch die Tariferhöhungen für die Beschäftigten der freien Träger scheinen gesichert, für queere Jugendarbeit gibt es weitere Mittelzusagen.

Doch das Gesamtkürzungsvolumen von 3 Milliarden Euro bleibt unverändert. Zahlreiche Bereiche sind weiterhin von den Einsparungen bedroht, darunter die Schulsozialarbeit, die Studierendenwerke, die Kinder- und Jugendhilfe und viele Kultureinrichtungen. Viele Projekte wissen nicht, ob und wie sie ihre Arbeit im nächsten Jahr fortführen können, viele Beschäftigte fürchten um ihre Jobs.

Vulnerable Gruppen am stärksten betroffen

Dagegen wehrt sich die Berliner Zivilgesellschaft: „Wir lassen nicht zu, dass die Kürzungen das Band zerschneiden, das uns alle verbindet“, sagt Verena Bieler vom Bündnis. Vor allem wollen sie nicht hinnehmen, dass auf dem Rücken der Schwächsten gekürzt wird.

Auch die Berliner Linke kritisiert, das es besonders die vulnerablen Gruppen sind, die das „Kürzungschaos von Schwarz-Rot ausbaden“ müssen: Jugendliche, die ihren Jugendklub verlieren, Beschäftigte der sozialen Träger, „die ab Januar auf der Straße sitzen“, sowie Menschen, die auf Schuldnerberatung und Hilfeleistungen angewiesen sind. Der schwarz-rote Senat spare die Stadt kaputt, so die Landesvorsitzenden Franziska Brychcy und Maximilian Schirmer.

Neu ist das nicht und so werden am Sonntag auch Vergleiche zu den Sarrazin-Jahren und dessen rigorosem Programm „Sparen, bis es quietscht“ gezogen. „Das werden wir bestimmt nicht noch einmal zulassen“, so Bieler. Das Bündnis fordert stattdessen Investitionen in Bildung, Kultur, Sozialbereich und Klimaschutz. „Wir wollen eine Stadtpolitik, die mit uns spricht und nicht gegen uns handelt!“ Auf diese Forderungen macht der Demozug mit lautstarkem Gesang aufmerksam, während er in Richtung Mariannenplatz in Kreuzberg zieht. „Kakakakacke!“, ruft der Meckerchor, „ist doch kacke!“

Über die finalen Haushaltseinsparungen will der schwarz-rote Senat am 19. Dezember entscheiden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Irgendwie sind im Artikel die Sparvorschläge der Demonstranten untergegangen.

  • Was glauben denn die Berliner wie es wird wenn der unsoziale Soli wegefällt? Ihr müsst mal lernen wenigstens halbwegs mit Geld umzugehen und nicht wie der Bandwurm der Republik zu leben.