Spandau: Bakterien im Wasser
In Spandau ist das Trinkwasser verschmutzt. Die Ursache ist unklar. Vorerst raten die Behörden den Anwohnern, das Wasser abzukochen.
Zähneputzen und Kaffeekochen bleibt für die Spandauer zunächst aufwändig: Noch bis mindestens Samstagabend müssen an die 150.000 Menschen im Bezirk Leitungswasser abkochen, da koliforme Bakterien im Trinkwasser gefunden worden waren. Das verunreinigte Wasser kann Durchfallerkrankungen zur Folge haben. Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) hatten die Keime bei Routinekontrollen im Spandauer Wasserwerk entdeckt. Einige Liter verschmutztes Wasser dürften da bereits durch die Rohre gelaufen sein. Krank geworden ist davon aber offenbar niemand. Dem Bezirksamt waren bis Freitagnachmittag keine entsprechenden Fälle gemeldet worden.
Betroffen sind die Bewohner der Spandauer Altstadt, der Neustadt sowie in Teilen von Staaken und der Wilhelmstadt. Dutzende Mitarbeiter der BWB, des Gesundheits- und des Bezirksamts waren in den Vierteln unterwegs, um die Bevölkerung zu informieren. Sie warfen Faltblätter in Briefkästen, kontaktierten Kitas und Kliniken und standen mit einem Infomobil vor dem Rathaus. Auch die Geschäfte im Einkaufszentrum SpandauArkaden wiesen auf die Vorsorgemaßnahmen hin. Vor allem nach der ausführlichen Berichterstattung in Zeitungen, Radio und Fernsehen dürfte inzwischen jeder Bescheid wissen, sagte die zuständige Bezirksstadträtin Daniela Kleineidam (SPD). Außerdem wurden Beutel mit sauberem Wasser verteilt. "Wer Wasser 20 Minuten lang abkocht, ist geschützt", sagte Kleineidam. Es reiche nicht, Wasser nur mit dem Kocher zu erhitzen. Waschen sei problemlos möglich, so die Stadträtin. "Auch Duschen ist ungefährlich, so lange man nicht währenddessen gurgelt."
Die Wasserbetriebe suchten derweil weiter nach der Ursache der Verschmutzung. "Denkbar ist, dass die Bakterien über eine Baustelle oder durch Fäkalien ins Wasser gelangten", sagte BWB-Sprecher André Beck. Der Wasserbehälter im Spandauer Werk sei desinfiziert worden. Die Netze reinigten sich quasi selbst, da ja weiter gewaschen, geduscht und die Klospülung gedrückt werde, erklärte Beck. Ergebnisse der jüngsten Proben sollten im Laufe des Samstags vorliegen. Dann werde entschieden, ob Spandauer Wasser wieder trinkbar werde.
Die Wasserbetriebe haben das betroffene Gebiet mit Hilfe von Computersimulationen ermittelt. Die Berliner in den angrenzenden Vierteln, etwa in Charlottenburg und Wilmersdorf, müssten sich keine Sorgen machen, sagte BWB-Sprecher Beck. Der letzte Fall von verschmutztem Wasser in Berlin ist sieben Jahre her. Damals waren in Zehlendorf Colibakterien im Trinkwasser gemessen worden. Die Ursache wurde nie ermittelt. Vor kurzem war Leitungswasser in Teilen Potsdams verunreinigt. Auch dort ist nicht eindeutig geklärt, wie die Fäkalbakterien ins Wasser kamen. In einer Leitung wurden allerdings tote Nagetiere entdeckt, sie könnten die Keime in sich getragen haben.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alles zur Bundestagswahl
BSW scheitert, Schwarz-Rot hat eine Mehrheit
Totalausfall von Friedrich Merz
Scharfe Kritik an „Judenfahne“-Äußerungen
Wahlergebnis der AfD
Höchstes Ergebnis für extrem Rechte seit 1945
Pragmatismus in der Krise
Fatalismus ist keine Option
Wahlsieg der Union
Kann Merz auch Antifa?
Bundestagswahl 2025
Mehr gewollt und links verloren