: Spaltung der Frauenbewegung
betr.: „Frau Schwarzer und der Sex“, taz vom 1. 12. 07
Sicher kann frau kritisch hinterfragen, ob Alice Schwarzer gut beraten war, Bild als Lautsprecher zu beanspruchen. Ihr jedoch einen hausbackenen und autoritären Feminismus zu unterstellen, heißt, die Spaltung der Frauenbewegung zu versuchen. Liberale Ansichten zu Prostitution und Pornographie mögen ja dem Zeitgeist entsprechen, dass es sich hierbei um Dienstleistungen hauptsächlich für Männer handelt, bleibt jedoch eine Tatsache einschließlich der ausbeuterischen Bedingungen, denen Frauen, ob freiwillig oder gezwungen, dabei ausgesetzt sind.
Die Unterscheidung zwischen Opfer und Täterin ist in unserer komplexen Gesellschaftsstruktur überhaupt nicht klar zu trennen, Frau Schwarzer versucht das auch erst gar nicht. Ihre Kernthese war stets ein Appell an Frauen, selbstbewusst und selbstbestimmt, also unabhängig von männlich geprägten Vorgaben, zu handeln. Nach wie vor bleibt in dieser Hinsicht viel zu tun, auch wenn sich die heutige Frauengeneration weitgehend für gleichberechtigt hält. Sie ist es jedoch weder ökonomisch noch sozial.
Frau Schwarzer ist keine weichgespülte Zeitgenossin, und dafür sei ihr Dank geschuldet. Zu viele andere knicken ein angesichts des überwältigenden neoliberalen Klimas. Möge zukünftig in der taz nicht ihr Alter Anlass zu Berichterstattung geben, sondern ihre Sicht der Dinge. RENATE FIEDLER, Bremen