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Sozialverband Deutschland prangert an2,5 Millionen Kinder in Armut

In einem Papier hat der Sozialverband zur intensiven Bekämpfung der Kinderarmut aufgerufen. In Deutschland bestehe "enormer Handlungsbedarf": 2,5 Millionen Kinder lebten in Armut.

Obwohl Deutschland zu den wohlhabendsten Ländern der Welt gehört, leben Millionen von Kindern in der Bundesrepublik in Armut. Bild: dpa

BERLIN afp/dpa | Der Sozialverband Deutschland (SoVD) hat zu umfassenden Anstrengungen im Kampf gegen Kinderarmut aufgerufen. Es sei ein Skandal, dass in einem der weltweit wohlhabendsten Staaten rund 2,5 Millionen Kinder in Armut lebten, sagte Präsident Adolf Bauer am Donnerstag in Berlin.

Nicht nur materielle Unterstützung sei erforderlich, erklärte der Verband in einem am Donnerstag vorgestellten Forderungspapier mit dem Titel "Kinderarmut bekämpfen - Chancengleichheit verwirklichen". Es sei vielmehr ein "differenziertes und bereichsübergreifendes Vorgehen" notwendig. Der SoVD machte sich deshalb für verschiedene Maßnahmen in der Familien-, Bildungs- und Gesundheitspolitik sowie bei der Jugend- und Sozialhilfe stark.

Vor allem Kinder von Alleinerziehenden und aus Familien mit mehr als drei Kindern seien betroffen, erklärte Adolf Bauer. Es bestehe daher ein "enormer Handlungsbedarf", um dieser Entwicklung wirkungsvoll entgegenzutreten. Der Verband forderte unter anderem einen flächendeckenden Ausbau der Kleinkinderbetreuung sowie mehr Ganztagsschulen. Die Kinderbetreuung sollte zudem ebenso kostenlos sein wie die Lehrbücher in den Schulen.

Der SoVD verlangte aber auch eine Neubemessung der Hartz-IV-Regelsätze für Kinder sowie die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns. Zudem kritisierte der Verband die Streichung des Elterngeldes für Hartz IV-Empfänger. Überdies sei Kinderarmut eng mit Elternarmut verknüpft, weshalb grundsätzlich die Armut der Eltern beseitigt werden müsse, heißt es in dem Forderungspapier.

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10 Kommentare

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  • S
    Sven

    Für "Durchblicker"--> erklären Sie Ihre(?) Thesen doch den Kindern hier in Marzahn/Hellersdorf! (u.v.v.a.).

    Ich find es ekelhaft wenn alles mit Statistiken und Berechnungen relativiert wird, ein Kind muss essen, spielen, lernen und wohnen und braucht Chancen, es ist keine Statistik aus Papier.

     

    Kennse den von Sepp Stalin? : Ein Mensch - ein Schicksal. Tausend Menschen - eine Statistik.

     

    Was ist denn dagegen einzuwenden, dass im beinahe reichsten Land der Welt alle Kinder zufrieden sind? (muss ja für Sie nicht gleich "glücklich sein, mancher braucht ja immer noch Steigerungsmöglichkeiten)

     

    Was sind denn diese Ihre? Sozial-Milliarden gegen die, die den Banken, Hoteliers und anderen ""Bedürftigen"" hinten, oben und unten reingeblasen werden? Gegen das, was diverse Regierungsseilschaften an Steuergeldern sinnlos verbraten undoder unterschlagen/veruntreuen und die Unsummen, die der (*würg) ""Exportweltmeister"" aus seinen Belegschaften presst? Allen voran die Waffenproduzenten...

     

    Wieviele (Steuer-) Millionen kostet uns der amerikanische Krieg nochmal im Jahr? Sie kennen ja die Zahlen.

     

    ...ein einziges dieser Kinder mal vor Glück lachen zu sehen, wäre mir ganz ehrlich gesagt mehr wert.

     

    Wenn ich schon den Namen "Hartz" höre (sitzt der eigentlich?)... aber der neue Haushalt ist grad in Arbeit, es gibt ja nichts, dass Schwarz Gelb nicht noch weiter ruinieren könnte als "Rot"-Grün.

     

    Prost Mahlzeit!

     

    Eins noch: ich hab gelernt, dass Diejenigen, die am lautesten über den Sozialstaat fluchen, auch die sind, die die wenigsten bis gar keine Steuern einzahlen.

    Man sieht sich dann (trotzdem)... mit Hass4 im Rentnerendlager... Essen für 3,66€/Tag und ohne Heizung, mit Pullover ausm Rot-Kreuzcontainer. Kinder(?) ...im Auslandseinsatz.

     

    Das geht ja heut Rrruck-zuck!

  • D
    Durchblicker

    Mal wieder viel Aufregung um Nichts. Nur mal so, Arbeitslosengeld gibt es immer noch. Wer sich schon über Hartz IV aufregt sollte auch bei den Fakten bleiben, und nach denen werden seit Hartz IV ca. 20 mrd jährlich mehr an Leistungen ausgezahlt als vorher. Wer Hartz IV mit Leistungskürzungen gleichsetzt, hat, gelinde gesagt, keine Ahnung. Zur Kinderarmut, wir reden hier von relativer Armut, etwas das Sozialverbände und Sozialstaatsromantiker gern verschweigen. Diese Kinder sind in Relation zu reicheren Kindern eben weniger wohlhabend. Mit Armut (Mangel an Dingen der Grundversorgung Nahrung, Kleidung, Wohung, Bildung, Gesundheitsversorgung, etc.) wie üblicherweise der Begriff verwendet wird, hat das Nichts zu tun. Sieht man das, wird sehr schnell deutlich, würden wir die Leistungen verdoppeln, würde sich aufgrund der Meridianverschiebung, die daraus entsteht, eine neue Gruppe finden, die relativ gesehen arm zu sein scheint, gegenüber denen, die etwas mehr verdienen. Da es aber immer Einkommensunterschiede geben wird, außer wir einigen uns auf einen sozialistischen Einheitslohn, wird es im Sinne dieses Armutsbegriffes immer relative Armut geben. Das allerdings bringt ja keine lesenswerten Schlagzeilen, oder?? Liebe schreibende Kollegen der TAZ!!!

     

    Insofern sind die Vorschläge des Sozialverbandes auch hahnebüchener Unsinn. Kinderbetreuung, Erhöhung der Regelsätze oder Mindestlohn würden zwar das Einkommen dieser Gruppen verbessern, sie aber nicht aus der relativen Armut befreien, da hiervon ja die ganze Gruppe profitieren würde und mit dem Einkommensgewinn schließt sie lediglich zur nächsten Gruppe, die dann zusätzlich, durch die Meridianverschiebung, bei der nächsten Erhebung als "arm" gelten würde. Einzige wirksame Lösung wäre dann nur noch den Begriff "Armut" neu zu definieren!!

  • B
    Brandenburga

    Wenns hier um Migranten ginge, würde die tazsche Empörung überschäumen.

  • A
    ausdiemaus

    was ich noch hinzufügen möchte: Bei aller liebe zum parlamentarischem Parteiensystem, wer vor allem handeln muss, ist das VOLK! Wir können doch solche Verhältnisse ändern, wir können über solche offen diskutieren, auf der Straße oder sonst wo, wir leben doch in einem freien Land, oder nicht?

  • A
    ausdiemaus

    Zeigt es nicht eigentlich die Unfähigkeit der deutschen und europäischen Politik? Diese Politik fördert doch den Verfall und die Spaltung der Gesellschaft, diesen Menschen kann man es nicht verklären, dass sie sich von der Gesellschaft ausgeschlossen fühlen. Dazu kommt auch noch das allgemein gesagt wird, dass diese Menschen an ihrer Situation selber Schuld sind, dabei ist es ganz klar: In diesem Land herrscht KEINE Chancengleichheit. Wie soll jemals gesellschaftlicher Frieden enstehen unter solchen Vorraussetzungen? Da ist es eigentlich nur logisch, dass solche Verhältnisse Gewalt nach sich ziehen. Und worin wird daraufhin investiert? In die innere Sicherheit, sprich Polizei, Überwachung. Dies ist ein unaufhaltbarer Kreislauf, eine Gewaltspirale, die nur durch Ursachenbekämpfung und nicht durch "hau-drauf-politik" wie sie die Rechten und Liberalen unseres Landes machen aufzuhalten ist.

     

    Es wird allerhöchste Zeit für einen Politikwechsel, Linke und Grüne, wenns sein muss tuts vielleicht auch die SPD.

     

    Mit feundlichen Grüßen

     

    ausdiemaus

  • JK
    Juergen K

    Es ist zu lustig formuliert es auf den "Hartzmurks" zu schieben.

     

    Der Bertroffene weiss, wie es ist in

     

    den Schlangen der nunmehr 860 Tafeln Deutschlands zu stehen (2008 noch 800),

    sich vom Aussenminister der BRD dabei diskriminieren zu lassen

    und sich auch noch ein Gen zurechnen zu lassen.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Skandal

    2,5 Millionen Kinder leben in einem der reichsten Länder der Welthier die Bundesrepublik -deutschland in relativer Armut.

    Jedes Kind ,welches in Armut lebt,ist ein Kind zu viel.

    Das Europäische Jahr zur Bekämpfung der Armut und Ausgrenzung muss auch in Deutschland Früchte zeigen,die es bis jetzt leider nicht trägt.

    Es reicht bei weitem nicht aus,dei armut anzuprangern-sie muss behoben werden.

    Am Weltkindertag,am 20. September muss mehr herauskommen,als Luftballons,Eis und Belustigungen.

    Armut hat viele Gesichter,nicht nur die matrielle.

    Der Standort Deutschland muss der Kinder-.und Altersarmut durch Präventiponsmaßnahmen den Kampf ansagen,so bleibt der soziale Friede erhalten.

    Wolfgang Banse

  • E
    exi

    Auch das Problem der Kinderarmut wurde erst mit der Einführung des Hartzmurkses akut. Davor, als es noch Arbeitslosengeld und -hilfe und Sozialhilfe gab, waren die Familien prinzipiell besser versorgt und umsorgt. Und da die Vesicherungsleistung Arbeitslosengeld an das vorherige Gehalt geknüpft war, gab es keine sozialen Abstürze.

    Anstatt eine Erhöhung des Hartzmurkses anzustreben, sollte sich die SoVD für eine Abschaffung des Hartzmurkses und eine Wiedereinführung des alten Systems stark machen.

  • SA
    S. Andersson

    Kinder haben leider keine funktionierende Lobby. Sie werden nur bis zu dem Zeitpunkt geschützt wo Sie geboren werden und verlieren jegliches Recht auf eine dem Land angemessene Behandlung/ Förderung und Unterstützung. Das zu diesem Artikel noch kein Kommentar verfasst worden ist wundert mich nicht. Ich kann nur an alle appellieren das sich jeder um seine und auch um die Kinder kümmert die es nicht so gut haben. Wenn es hier um eine Bank oder die Stromgiganten gehen würde .... dann wäre schon längst Milliarden geflossen.

    Mann kann sich eigentlich nur zu tiefst schämen .... das es solche Zustände in diesem "reichen" Land gibt!

  • N
    naj.e

    ja, ganz schön scheiße - the german way of life.

     

    Nur so als Beispiel der hirnrissigen Verteilung von Steuergeldern: In Stuttgart gibt es bestimmt auch Kinder die in Armut leben.

     

    Also statt den Armen alles zu kürzen damit irgendein reiches Spielkind seine Fantasiewelt real werden lassen kann, sollte man auf sowas lieber verzichten und ein bisschen Robin Hood spielen.