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Sozial-Fachhochschulen für die alte DDR

■ Konferenz der Fachhochschulen für Sozialwesen

Im Gebiet der Ex-DDR gibt es weder SozialpädagogInnen und SozialarbeiterInnen, noch existieren Ausbildungsgänge, wie sie den bundesdeutschen vergleichbar wären. Deshalb tagten zu der Frage „Auswirkungen der Vereinigung“ von Mittwoch bis gestern in Bremen über 50 DekanInnen, RektorInnen und FachbereichssprecherInnen des Sozialwesens aus der gesamten BRD, mit ostdeutschen Gästen. „Ausbau von Fachhochschulen“ lautet deshalb die erste Empfehlung dieser Konferenz. Rund 11 neue Ausbildungsstätten, in den Regionen verteilt, seien auf dem Gebiet der DDR nötig, um qualifizierten Nachwuchs auszubilden. Denn bislang gibt es lediglich eine Staatliche Fachschule in Potsdam, die aber den Schwerpunkt auf den Gesundheitsbereich legt. „Die DDR hat behauptet, die sozialen Probleme seien gelöst“, erklärte Prof. Christine Labonte Roset aus Berlin-West gestern vor der Presse, „Jugendarbeit fand in der FDJ oder in der Partei statt, Alte und Behinderte wurden oft in kirchliche Einrichtungen abgeschoben.“ Nachdem viele Betriebskindergärten geschlossen haben und die kommunalen Einrichtungen nur bis Ende Juni 91 finanzieert werden, ist „der Zusammenbruch aller Sozialen Dienste zu konstatieren“, so Prof. Joachim Boldes aus Köln.

Die, die im Westen SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen ausbilden, wollen deshalb „Entwicklungshilfe versuchen“, so drückte sich der Bemer Fachbereichssprecher Helmut Machura aus: „Das Armenhaus braucht Helfer.“ KollegInnen aus Potsdam waren schon in Bremen, zehn Bremer Lehrkräfte hielten in Potsdam schon Veranstaltungen ab.

Gegen die bundesweite und besonders Bremer „Tendenz, den Fachbereich Sozialwesen herunterzufahren“, wehrten sich die Konferenzteilnehmer energisch. Bremen mit ehemals 1.500 Studienplätzen soll auf 180 schrumpfen. 700 BewerberInnen gab es zuletzt, 220 wurden trotz Schrumpf-Devise aufgenommen. „Das widerspricht dem ansteigenden gesellschaftlichen Bedarf“, so Christine Labonte, „gerade in der früheren DDR werden durch Arbeistlosigkeit und das Altern der Bevölkerung gewaltige Probleme entstehen.“

S.P.

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