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Sowjets proben demokratische Wahlen

■ Erstmals mehr Kandidaten als Posten bei den sowjetischen Kommunalwahlen / „Testversuch“ in ausgewählten Regionen

Moskau (afp) - In jeder der 15 Sowjetrepubliken werden am 21. Juni in jeweils einer Region erstmals mehrere Kandidaten bei Wahlen zu den örtlichen Sowjets antreten. Wie die Prawda meldete, fällten die Präsidien der Obersten Sowjets der einzelnen Republiken diese Entscheidung aufgrund der Beschlüsse des ZK– Plenums der KPdSU vom Januar und des Politbüros im Februar. Das Experiment sieht laut der sowjetischen Presse vor, jeweils in einer Region mehrere bisher bestehende Wahlbezirke in einen einzigen Wahlkreis mit mehreren zu vergebenen Mandaten zusammenzufassen. Gewählt werden die Volksvertreter in den Sowjets (Räten) der Regionen, Städte und Dörfer. Die Zahl der Kandidaten muß höher sein als die Zahl der Mandate; wobei die Zahl der Volksvertreter wiederum von der Einwohnerzahl abhängig ist. Der Wähler hat auf dem Stimmzettel die Namen der Kandidaten zu streichen, deren Wahl er nicht wünscht. Als gewählt gelten die Kandidaten, die mehr als die Hälfte der Stimmen erhalten haben. Falls die Zahl der Bewerber, die die absolute Mehrheit auf sich vereinigen, die Zahl der zu vergebenden Mandate übersteigt, wird eine Reserve von Mandatsanwärtern gebildet, die mit beratender Stimme an den Sitzungen der Sowjets teilnehmen. Sobald ein Vollmitglied sein Sowjet–Mandat abgibt, rückt automatisch ein Anwärter nach.

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