: Sowjetdeutsche tagen in Moskau
Moskau (ap) - Die dritte außerordentliche Konferenz der Unionsgesellschaft der Sowjetdeutschen („Wiedergeburt“) ist gestern in Moskau eröffnet worden. Im Mittelpunkt der viertägigen Beratungen stehen die Rückschläge bei der Wiederherstellung der Verfassungsrechte der Bevölkerungsgruppe. Beobachter erwarten eine hitzige Debatte über die Wiedererrichtung einer autonomen Republik. An der Konferenz nehmen nach Angaben der sowjetischen Nachrichtenagentur 'Tass‘ mehr als 800 Delegierte aus 50 Gebieten teil.
In einer vor Beginn der Konferenz herausgegebenen Presseerklärung hieß es laut 'Tass‘, zwar hätten sich sowjetische und russische Behörden seit Gründung der „Wiedergeburt“ 1989 stärker für die zwei Millionen Sowjetdeutschen eingesetzt, doch sei bisher keine Lösung gefunden worden. Dies habe dazu geführt, daß immer mehr Menschen in die Bundesrepublik Deutschland ausgewandert seien, allein im vergangenen Jahr 105.000.
Die Autonome Republik der Wolgadeutschen war 1941 unter Stalin aufgelöst, die Bevölkerung vertrieben und vorwiegend in Kasachstan angesiedelt worden. Die Moskauer Regierung hatte im Juli angeregt, daß die Sowjetdeutschen ihre Autonomie zurückerhalten, aber in den Gebieten wohnen bleiben sollten, in die sie deportiert worden seien. Der Vorschlag wurde damit begründet, daß nur 300.000 Deutsche die Bereitschaft bekundet hätten, in die alten Siedlungsgebiete zurückzukehren. Daher sei vorgeschlagen worden, eine „außerterritoriale Assoziation der Sowjetdeutschen“ zu schaffen und ihr den Status einer autonomen Sowjetrepublik zu verleihen. Die „Wiedergeburt“ hat sich dagegen für eine Wiederherstellung der Wolgarepublik ausgesprochen.
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