■ Soundcheck: Naughty by Nature
Gehört: Naughty by Nature. Hallo, ist da wer? Geht eigentlich noch jemand auf Konzerte? Nachdem der Auftritt von Naughty by Nature vor einigen Monaten, man munkelte: wegen mangelnden Kartenvorverkaufs, abgesagt wurde, sollte es der neue Tonträger im Gepäck richten. Doch weit gefehlt. Zur geplanten Showtime konnte man im Docks noch locker Frisbee spielen. So wurden dann noch eilig Werbe-Interviews gegeben, und siehe, das Docks füllte sich etwas. Doch da waren bereits gut zwei Stunden verstrichen, in denen man für das satte Entgelt von 40 Mark Teilnehmer einer schmierigen Großraumdisco mit plattem Plattenleger spielen durfte. Aber es blieb ja noch die Gelegenheit, die neue B-Boy-Wear vorzuführen. Sweater von Pellé Pellé scheinen diesen Sommer das Rennen zu machen, dazu empfehlen wir dick gepolsterte, grobmaschige Daunenjacken. Wer nicht soviel Geld ausgeben will, dem stand auch ein zerschlissener Trigema-Trainer zur Igel-Frisur von Coolio ganz gut. Als dann endlich rückwärts gezählt wurde, war man gar nicht mehr gespannt; und wie zum Hohn fuhr bei Null einer mit einem motorisierten Skateboard über die Bühne. Doch als es – wie gesagt – endlich losging, rollte es roh und ungeschliffen. Strictly Old School ohne Fisimatenten war die Botschaft, die sich Naughty by Nature in ihrem Alter auch leisten dürfen. Bei alledem sah Treach aus wie ein niedlicher Mike Tyson, der sich in eine Landschaft aus Gittern und Baseball-Schlägern verirrt hatte. Irgendwann haben sie bestimmt auch „O.P.P.“ gespielt. Aber irgendwann haben auch Journalisten Hunger.
Volker Marquardt
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