■ Soundcheck: Unsane / Party Diktator
Gehört: Unsane/Party Diktator. Wer schon mal im Hochsommer in New York nachts durch die stinkenden, leicht dampfenden Straßenschluchten wanderte, dem bescherten die Bremer Party Diktator mitten im Winter in der Fabrik ein merkwürdig vertrautes Gefühl. In der Luft stand eine ölige, drückende Aura, die sich im Original aus Abgasen und U-Bahngeräuschen komponiert, hier aus einer Rockinstrumentierung mit zwei Gitarren. Der Begriff des „Urban Blues“ ist oft gequält worden – bei diesem, nicht psychedelisch gemeinten, aber so wirkenden Gebräu aus geschmackvollem Lärm trifft kaum ein anderes Wort. Hardcore, eigentlich auf dem Wunschzettel oben, kam dann mit Unsane. Wenngleich auch dieses Trio mit Vorliebe häßliche Noise-Teppiche knüpft, ihre Rhythmik, die alle kahlköpfigen Brooklyner wahrscheinlich mit der Muttermilch einsaugen, prügeln sie immer wieder drüber und hindurch. Dazu trägt Mann seit eh und je hervortretende Halsadern, bösen Blick und jene eigentümliche Körperhaltung mit einem angewinkelten Bein und vorgedrücktem Oberkörper. Nachdem sich Publikum und Sänger dann ein bißchen angespuckt hatten, lag auch endlich die solche Kunst verstärkende Anspannung in der Luft und alle bekamen nach Bedarf. Holger in't Veld
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