■ Soundcheck: David Lee Roth / Margareth Menezes / Odetta / Giora Feidman
Gehört: David Lee Roth. Heilige Scheiße. Soll ich Euch was erzählen? Also meine Ex-Freundin, die hab ich in 'ner Disco kennengelernt, da war's so dunkel, daß man eigentlich nicht mal –n Pferd kaufen würde... Hoho, but at least, she's my machine“. Da muß man schon verdammt lange nach einer Rezeptions-Nische suchen, in der sich „Diamond“ Dave noch goutieren läßt. Nicht nur erschreckend unironischer Sexismus, zweitklassiges Gebaren und verordnetes Grinsen schmeckten schal, auch die typische Proleten-Hardrock-Begleitband ohne einen Hauch von Eigenständigkeit verbreitete Angst und Pein. David als ehrlicher Handwerker mit hochgekrempeltem Hemd, ohne Sängerinnen, Lichtzauber und anderen Firlefanz - was bleibt? Was rettet den stumpfsinnigen Rock, wenn vom strahlenden Kosmopoliten, vom Kalifornier auf Lebenszeit die Zwiebelschalen fallen, wenn einst selbstverständlicher Hedonismus gekauft und erlogen wie von der Klischeeband nebenan anmutet? Vielleicht dachte der Entertainer, der inzwischen selbst vor einem langweiligen Bubischnitt nicht zurückschreckt, vielleicht macht's der Sex-Appeal? Also positionierte er seine Weichteile so plastisch und ins Auge springend auf seinem von hautengenem Stoff überzogenen Oberschenkel, daß alle Welt sehen konnte: Sein Sack hängt tiefer als der Penis. Und das ist bekanntlich ein deutliches Zeichen für Alterung. Holger in't Veld
Gehört: Margareth Menezes: Sie hatte die Zuhörer vom ersten Song an im Griff: Margareth Menezes, energiegeladener Star der „Musica popular brasileira“ trat Mittwoch vor nicht allzu großer Fangemeinde in der Fabrik auf. Sie singt von der afrikanischen Tradition, der immer noch aktuellen Diskriminierung, preist die schwarze Identität und ist dabei voller Optimismus: „Ich werde diese Welt noch ohne Krieg erleben“. Doch mehr als die Inhalte in brasilianischem Portugiesisch, begeistert diese lateinamerkanische Mischung aus Tina Turner und Gianna Nannini durch ihre multikulturelle Crossover-Musik. Ihre Heimat ist Salvador de Bahia, trotz aller exotischen Anklänge eine Großstadt mit mehr als zwei Millionen Einwohnern und mehr Tonstudios als es David Byrne, mit dem Margareth Menezes auch schon gearbeitet hat, je vermuten würde. Von den Songs allein zu Trommeln und Berimbau, einem Instrument aus Bambusstock und ausgehöltem Kürbis, das vor allem für den Kampftanz Capoeira benutzt wird, über Sambalieder nur vereinzelt als Ausgangsbasis für den dominierenden, percussionsgetriebenen Souka-Sound der fünfköpfigen Band, bis hin zum Reggae-Klassiker „No Woman, no Cry“ auf brasilianisch. Hoffnunsvoller Titel ihrer neuen CD: Luz Dourada. hasch
Heute abend: Odetta / Giora Feidman: Worksongs, Spirituals, Blues und Kinderlieder - aus der volksmusikalischen Tradition der USA schöpft die Folksängerin Odetta ihr Repertoire. Stets engagiert für korrekte soziale und politische Ziele, unterstützt sie bis 21 Uhr vier unterdrückte SPD-Europa-Politiker, ab 22.20 Uhr erzählt dann der unvergleichliche Giora Feldman in der internationalen Sprache der Musik auf seiner Klarinette. Fabrik, 20 Uhr
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