■ Soundcheck: Henry Rollins
Gehört: Henry Rollins. Was empfindet ein Mann, der gegen seinen Willen abgöttisch geliebt wird? Bereits im Vorfeld des ausverkauften Work-Outs des cha-rismatischen Muskelbergs Henry Rollins spielten sich im Docks Dramen ab. Um die letzten Karten wurde hoch gepokert, findige Verräter stießen das einlaß- und heilbringende Papier mit 200 Prozent Gewinn ab. Wer dann drin war, wurde nicht enttäuscht: 90 Minuten lang tropfte der von der Yuppie-Postille Details zum Mann des Jahres gekürte Schwerstarbeiter pure Energie auf sein Unterwassermikro. Barbusig und -füßig tobte das sich mit Eiswürfeln bei Laune haltende Konditionswunder aus Beverly-Hills. Und wie er seinen Zorn auf die Unbilden unserer Welt mit Körper, Stimme und Grimasse ausdrückte, blieb kein Tattoo trocken. Angesichts soviel Urgewalt ging dann auch so mancher Stage-Diver unsanft zu Boden, weil die Jungens aus der Headbanging Fraktion mit offenen Mündern wie paralysiert auf das menschliche Kraftwerk starrten und sich überlegten, ob sie nicht vielleicht auch zum straight-edge-Vegetarier mutieren sollten.
Zu Songs wie „Disconnected“ wurde dann aber dennoch all das geschüttelt, was der Durchschnittsbizeps so zu bieten hatte, was dann auch mit dem Kompliment „tough town“ an die Hamburger von Rollins artig honoriert wurde. Als Belohnung gab es noch gute Ratschläge bezüglich Drogenkonsum, Selbstbewußtsein, Krieg, und Gewalt auf den Weg.
Vera Schönfeld / Foto: JMS
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