■ Soundcheck: Dinosaur Jr. / Body Count
Gehört: Dinosaur Jr. J. Mascis, der fieserweise bisweilen als Erfinder des Grunge gehandelt wird, brachte im Docks auch ohne Schlapphut Wärme in den kalten Donnerstag. Eifrig schrummelte er in altbewährter Weise von Verlassenheit und Weltschmerz. Dinosaur sind, von ihrem überraschend schlechten aktuellen Video vielleicht mal abgesehen, nun mal nicht für Überraschungen gut. Mascis trug schlaksig seine Gefühlswogen vor, verausgabte sich in orgiastischen Gitarrensoli und blieb ansonsten im Schummerlicht der Bühne hinter seiner Matte verborgen. Hart aber herzlich konnte man sich bei „korrektem“ Pogo auch zwischendurch die Schnürsenkel zubinden. Die Jungs von Dinosaur, die einst als zu laut und zu unkooperativ von den Clubbesitzern aus Massachusetts verschmäht wurden, werden nun mal auch nicht jünger. Nix Noise, dafür aber viel Gefühl und Rudimente früherer Eruption tönten von der Bühne kaum anders, als vom heimischen Plattenteller. Dem, der lieber Musik hört als sich an sich ekstatisch über die Bühne werfenden nackten Oberkörpern zu weiden, wird dann doch das Herz aufgegangen sein. vas / Foto: JMS
Heute abend: Body Count. Hurra liebe Kinder, Ice-T, der Poet aus dem Getto, rappt sich wieder eloquent den Zorn von der Seele! Body Count haben Hamburg ins Herz geschlossen – aber bei jedem Gig die Sporthalle füllen? Also diesmal im Docks. Die Lyrics des „Cop Killers“ werden in Literaturseminaren in den USA behandelt, und in der Tat hat Ice-T viel zu sagen. Mit seiner neuen Veröffentlichung Born Dead hat er die Thematik des Ghettos verlassen und wendet sich den allgemeinen Mißständen der Welt zu. Auch wenn sein Machismo zum Himmel stinkt, Ice-T weiß, wovon er singt. Ob das sein Publikum ebenfalls weiß? vas
Beginn: 19.45 Uhr, Docks
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