■ Soundcheck: Gehört: Grotus
Gehört: Grotus
Die Menschen vor der Tür schüttelten bedächtig den Kopf. Nicht etwa, weil sie an Hospitalismus leiden, auch nicht, um das gerade vollzogene Headbangen ausschwingen zu lassen, sondern um ihr Erstaunen über das im kleinen MarX voranschreitende Inferno auszudrücken. Drinnen standen einer lärmsüchtigen Schar verhärteter, junger Menschen die Haare waagerecht nach hinten. Was das Quartett aus San Francisco aus den Boxen preßte, ist mit treibend und hart nur sehr unzulänglich beschrieben. Auf der Basis synthetischer Beats droschen Grotus das innerhalb melodiegebundener Hardcore/Metalkontexte handwerklich Mögliche. Von zuckender Videokunst, Bildern von Gräbern und Explosionen unterlegt wand sich ein haarloser Sänger, ein MTV-Prediger, und grollte dem sozialen und kulturellen Niedergang. Daß eine Hirnzelle dem Dezibelwind standhielt, um das Vermittelte aufzunehmen, steht zu bezweifeln. Katharsis dagegen nicht.
Holger in't Veld
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