■ Soundcheck: Gehört: Egberto Gismonti
Gehört: Egberto Gismonti. Mit vollen vier Händen teilt dieser Musiker aus, an der Gitarre im ersten Set, am Konzertflügel im zweiten Teil des Abends.
Gespannte Andacht in der gutbesuchten Fabrik, konzentrierte Magie auf ihrer Bühne: In das aktuelle Programm mit seinen langjährigen Begleitern Nando Carneiro (Gitarre und Synthesizer) und Zeca Assumpcao (Kontrabaß) bezieht Gismonti auch wie ganz selbstverständlich Stücke vom 1978er-Album Sol De Meio Dia mit ein – Perlen aus jener schönen Ära also, da Weltmusik noch nicht mit diesem schrecklichen Namen geschlagen war.
Für die gute Thermik aus Melodie und Rhythmus sind die Rollen im Dreigestirn zunächst gleichmäßig verteilt. Die selbst im Überschwang noch intime Kammermusik des Trios ist unverkennbar zeitgenössisch und durchmißt, unfehlbar brasilianisch, viel offenen Raum.
„Ich bin mir nicht sicher über die Musik, die ich mache“, urteilt Gismonti selbst. „Ich habe weniger Zweifel als vor 25 Jahren, natürlich, aber ich bin nicht hundertprozentig sicher.“
In der zweiten Konzerthälfte zelebriert Gismonti mit Nando Carneiro fast schon hemmungslos rote Sonnenauf- und -untergänge zuhauf, allein der Navigator am Baß, der beneidenswert handgreifliche Zeca Assumpcao, hält dagegen: Allzu Romantisches ist zum Zerpflücken da, der Schönklang zum Plündern – man könnte sonst auf so schwerelose Gedanken kommen, daß einem ausgerechnet dann das Herz stehenbleibt, wenn das Schleppseil ausgeklinkt wird und der eigentliche Segelflug erst beginnt.
Andreas Schäfler/Zeichnung: Martin tom Dieck
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