■ Soundcheck: Tom Ze
Gehört: Tom Zé. Balladen in der Volkssänger-Tradition des armen Nordostens Brasiliens („Ich fahre am Montag nach Feira de Santana, wer will, kann mir seine Post mitgeben . . .“) mag man von dem Brasilianer Tom Zé erwarten. Doch die bei einem der seltenen Konzerte des 60jährigen Energiebündels in der Fabrik am Sonntag abend zahlreich anwesenden Landsleute wurden mit gut servierter Ironie bedient: „la grande brazilian Cultura is a boring fake . . .“ Vor 25 Jahren gehörte Tom Zé zum Aufbruch des brasilianischen Tropicalismo und spielte mit allen bis heute populären Musikern (Gil/Caetano/Costa) zusammen. Doch bald galt sein Interesse der experimentellen Musik, für die Musica Popular wurde er vergessen. Heute begleitet er seine Lieder über Flipperobsession, die aggressive „Wildschweinjugend“ und die Liebe mit Kindertrompeten und geblasenen Medizinfläschchen, während seine Band außer Gitarre, Baß, Keybord, Drums und Mandoline auch mit Hämmern einander Schlagzeug auf den (helmgeschützten) Köpfen spielt. Seine komplexe Musik erinnerte zuweilen an eine südliche Ausgabe der Talking Heads – kein Wunder, daß David Byrne Tom Zé wiederentdeckt hat. Hajo Schiff
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