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■ SoundcheckGehört: Galliano und Stau / Schlampen Ficken Besser

Gehört: Galliano

Offensichtlich werden im Docks Vorgruppen zur Belustigung der Belegschaft eingesetzt, denn nur ein beschämendes Zuschauergrüppchen bestaunte am Donnerstag das Drum 'n' Base-Duo Lamb. Beinahe unbemerkt betrat dann Galliano die Bühne. Einst hatte die Formation gezeigt, wie man Tanzböden ohne Lederkrawatten und Minipli-Frisuren füllt. Zwischen Pantomime, Derwisch und Ausdruckstänzer macht der Glatzkopf Rob Gallagher noch immer jede musikalische Wendung körperlich erfahrbar. Von der Sängerin Valerie Etienne mit Body-Workout unterstützt, wirkte das Rumpelstilzchen wie ein Relikt seiner selbst. Professioneller geht es im Hause Galliano zu. Zwischen White Soul und Funk sucht man dort den konfektionierten Popsong. Aber es scheint, daß es Gallagher darauf anlegt, Hits zu schreiben, was er früher nebenbei erledigte. Gen Ende befreite sich das Sextett aus dem Popformat, stimmte Jams an, zu denen „What is Jazz?“ skandiert wurde. Eben.

Volker Marquardt

Gehört: Stau / Schlampen Ficken Besser

Schön, daß Bandnamen immer einen Wahrheitsgehalt aufweisen. Am Donnerstag verdeutlichte dies im Knust zunächst die Noise-Combo Stau. Denn einiges an Aggressionen mußte sich bei den vier Wütenden schon angestaut haben: Zu trommelfellbedrohendem Lärm mit zur Regel umfunktionierter Dauerrückkopplung versuchten sie, eine Freakshow zu liefern. Der Sänger brüllte Unverständliches, und den Gitarristen schmückte ein symbolischer Maulkorb. Das ergab eine dumpf-dröhnige Saftigkeit, die später als penetranter Lärm zum unoriginellen Prinzip erhoben wurde. Nach dem Krachregen die Dilettantentraufe. Denn die Mädels von Schlampen Ficken Besser bewiesen, eben als Schlampen verkleidet, daß selbige schlecht Rockmusik spielen. Das spackige Begleitentertainment zweier GoGo-Nonnen wurden da zur Hauptsache, die kaum über die musikalische Hilflosigkeit hinwegtäuschte. Viel Lärm um nicht so viel.

Christian Schuldt

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