■ Soundcheck: Gehört: John Spencer Blues Explosion
Gehört : John Spencer Blues Explosion
Am Anfang waren die meisten sofort bereit, der zweiten Band der Stunde neben den Rockers Hi–fi Salut zu bieten. Am Ende uferte es nicht ganz unerwartet in die Himmelsrichtungen aus. Viele „Yeah“s, „Ah“s und „Rock–n Roll“s kündeten von der Stimmung bei einem Konzert, das musikalisch über einige Strecken zwischen Deutschmark Bob, Led Zeppelin und Jeffrey Lee Pierce hin und her marodierte. Was sicher zu guten Teilen sympathisch und einnehmend klang. Nur muß nicht jeder, der auf der Bühne redlich schafft und durchaus nicht für ahnungslos gehalten werden soll, mit großen Augen und bedeutungsschwerem Klang in der Stimme „elektrifizierend“ gefunden werden.
Die John Spencer Blues Explosion eröffnete am Montag Abend mit ein paar Kompressionen von Songs. Man kann auch sagen: am Anfang folgte Hammer auf Hammer. Das hinterließ viele Eindrücke. Die Band verschweinte nicht einfach ein paar immer mal wieder verschüttete Musiktraditionen. Auch wenn dieses produktive Verschweinen für Rock–n–Roller immer wieder eine gewisse Chance enthält, an sich zu arbeiten. Die Blues Explosion erinnerte daran, daß sich auch mit Musik und gutgelaunt-psychotisch an Kräfte herankommen läßt, die nicht nur erhält, wer einen Pakt mit dem Teufel schließt. Der Blues kam als der Geist vor, der stets etwas will und auch Gutes schafft. Das war okay und nicht unbedingt durchweg aufregend.
John Spencer nimmt ansonsten ein Konzert durchaus persönlich. Denn der Sänger und Gitarrist mit den schnieken Lackschuhen und der Frisur des einzigen kurzhaarigen Rock-Gotts zur Zeit wand und warf sich und ein paar Mikrophone so lange auf der Bühne herum, bis die Anwesenden glauben konnten, daß hier jemand den Geist von Christina Spencer austreibt. Christina Spencer spielt mit ihrem Mann John bei der Band Boss Hog.Boss Hog produzieren in Konzerten einen furiosen, eleganten Schwall, die Blues Explosion spielt ebenfalls elegant, aber immer wieder mal schlicht stur und offensiv auf.
Gegen Ende des Abends stellte “der Blues“ für Spencer einen besondere Bewußtseinsgrenze da. Eine, die es zu berühren galt , wenn nicht nur die Fähigkeit „intensiv“ zu sein erreicht werden, sondern auch die Bereitschaft zu Verzweiflungstaten aufgebracht werden sollte. Spencer schnellte gleichzeitig als sich schön verausgabender Schwan und gepeinigter Schmerzensmann an seinem Schlagzeuger und dem zweiten Gitarristen vorbei. Etwas schnöselig war das schon.
Kristof Schreuf
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