■ Soundcheck: Carter USM / Benefiz "Save The Jungle"
Gehört: Carter USM. Mit „Britain is great“ wird der gemeine S-Bahnfahrer seit geraumer Zeit durch einen Werbeaufkleber von Reisegesellschaftern belästigt. Solche Werbung ist platt. Wenn man aber einen derart schönen Abend mit zutiefst britischen Bands verbringen darf, dann gewinnt dieser Spruch an tagespolitischer Tragweite. Ja, Britain is great und immer noch in der Lage, uns tolle Musik beizubringen. Als am Sonnabend These Animal Men und Carter USM in der Großen Freiheit aufspielten, versammelte sich also pflichtbewußt die gesamte Hamburger Brit-Pop-Imitat-Szene: nette junge Menschen, die sich mit häßlicher Kleidung zufrieden geben und dadurch irgendwie überirdisch prima aussehen. Doch auf der Bühne tobten junge Herren, die noch einen Tick britischer und verwegener dreinschauten.
Als adäquater Opener erwiesen sich These Animal Men, die mit einer bretternden Melange aus Oasis, Sugar und NOFX zu gefallen wußten. Doch dann wurde alles noch viel schöner, als kurz vor Inkrafttreten der Sommerzeit Carter USM die Bühne enterten. Nach kryptischem Intro wurde sogleich losgerotzt mit Songs des 93er-Albums Post Historic Monsters.
Fortan surften die Carters auf einer Woge der sympathisierenden Anteilnahme durch ihr inzwischen äußerst umfangreiches Hitrepertoire. Erfreulich, daß Carter, die wie auf ihrem neuen Album Worry Bomb zum ersten Mal mit leibhaftigem Schlagzeuger antraten, sich zur ordentlichen Liveband entwickelt haben. In oranges und quitschgrünes Licht getaucht, exemplifizierten sie jegliches Vorurteil gegenüber dem United Kingdom – tolle Musik, Pfefferminzsoße und Orangenmarmelade. In einem Punkte jedoch sind sie England hochhaushoch überlegen, bei ihnen funktioniert sie nämlich reibungslos, die Monarchie. Drummer Wez und Gitarrist Fruitbat quittierten mit relaxt-ignoranter Mimik die Eskapaden von Sänger und Vortänzer Jim Bob. Dieser hatte zur Untermalung seines abseitigen Charmes kleine Teufelshörner in die wirren Locken geflochten, und somit haben sie wieder einmal recht, die Rolling Stones: Sympathy for The Devil. Benjamin v. Stuckrad-Barre/Foto: JMS
Heute abend: Benefiz „Save The Jungle“. Anläßlich der Weltklimakonferenz veranstalten Greenpeace, BUND und Rettet den Regenwald heute ein Benefiz-Konzert mit Eric IQ Gray, Ruff Cutz und DJs aus Köln. Neben Musik wird es auch Informationen en masse und einen Film über das Event geben. Das Geld geht nach Ecquador zu einer Gruppe von Anwälten, die mit den dortigen Indianern um den Erhalt ihres Lebensraumes kämpfen. Also: Mal wieder beim Spaß haben helfen!
Fabrik, 21 Uhr
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