■ Soundcheck: Pizzicato 5
Gehört: Pizzicato 5. Made in USA ist wirklich nicht der richtige Titel für das Trio aus Tokio. Ihre USA sind nicht in Amerika, sondern ein Plastikstaat, in der Nähe von England, durch die erdbeerbunte Pop-Brille gesehen. Das zeigten bereits die Videos, die zur Einstimmung auf die Leinwand des ausverkauften Mojo Clubs geworfen wurden. Zunächst redeten nur bunte Bilder, bis die zierliche Lady Maki Nomiya von einem bezopften Roadie, der eher einem Sumo-Ringer glich, auf die Bühne gestellt wurde. Jetzt zogen allenfalls noch Augenaufschlag, glitzernder Lippenstift und die diversen überkandidelten Kostüme von Maki in den Bann. Die farblichen Motive waren dabei Weiß, Wellensittich-Gelb und elegantes Rot. Der reichlich hibbelige K-Taro war dafür verantwortlich, der Lady Miss Kier aus Japan zu assistieren und mit großen Fahnen Wind zuzufächeln.
Da die Dame bei all dem Umziehen nicht dazu kam, Texte zu lernen, sagte sie auch eher Schlichteres wie „Hello Hamburg!“ brav und kokett vom Blatt auf. Der Rest kam dann vom Dat-Recorder, und so konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß hier eine Studioband ein paar Perücken ausführt und Musiker spielt. Manche hielten es gar rundweg für Karaoke.
Volker Marquardt/Foto: JMS
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