piwik no script img

■ SoundcheckGehört: Anthony Coleman & Co.

Gehört: Anthony Coleman & Co. Der Westwerk-Saal ist nicht wiederzuerkennen: Teppiche und Blümchentapeten verwegenster Couleur, Polstergruppen und Stehlampen. Hinter dem Bandstand aber, zwischen Schlagzeug und Flügel, geht der Blick ins Weltall hinaus. Ist das die Lobby eines himmlischen Krankenhauses? Das Foyer eines belgischen Hotels? Nein, wir sind im Colemanischen Salon!

Imke Krüger (Gesang) und Felix Huber (Fender Rhodes) beginnen, diesem ameublement nun Musik beizusteuern, ruhige Melodiewolken und leise Textfetzen ziehen diskret durch den Raum. Doppelt so stark ist die Besetzung des „This can't be Jazz“-Quartetts. Aber auch Matthew Partridge, Christoph Meyer, Gunnar Schmidt und Carsten Dane tasten und pochen, suchen und finden, suchen weiter und halten viel in der Schwebe, bevor sie ihr verbindliches Experimentieren kraftvoll erden und behutsam ausklingen lassen.

Anthony Coleman, mit dem erwähnten Beiprogramm diesmal gleich vier Abende lang im Westwerk zu Gast, tritt mit Bassistin Sabine Worthmann und Schlagzeuger Heinrich Köbberling auf. Hier wird nun einen Gang höher geschaltet, aber auch anderthalb musikalische Epochen zurück: Die Roots des Ex-Rootless Cosmopolitans-Pianisten und Tausendsassas in New Yorks Downtown-Szene fußen bei Ellington, Herbie Nichols und dem langjährigen Mingus-Pianisten Jaki Byard. Bass und Schlagzeug arbeiten dem Flügelmann bei der Premiere des Colemanischen Salons so eifrig und virtuos zu, daß sich dieses Trio bis Freitag möglicherweise in die kleinste Bigband der Welt verwandelt hat. Hingehen, staunen – und abtanzen!

Andreas Schäfler

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen