■ Soundcheck: Gehört: Johnny Cash
Gehört: Johnny Cash. Johnny Cash wäre kaum Johnny Cash, würde er sich zu großen Gesten hinreißen lassen. Der schwarze Country-Barde war schon immer schlicht, ungerührt, cool, gestenarm und grimmig. Trotzdem hatte er, wie schon bei seinem letzten Auftritt im CCH, im Stadtpark einen kleinen Familienausflug ausgerichtet. Sohnemann John, Mutter June und Tochter Rosie Carter Cash, beide in glänzenden Leggings, durften auch Mal ran ans Mikrofon. Dort erzählten sie von der Musikerfamilie Carter, die es schon auf 400 Songs gebracht hat und gaben als eine Art Zwischenband einige davon zum besten. Große Teile des Publikums waren vom trutschigen Family Business mit Muttis einstudierten Witzen wenig angetan.
Doch immer wenn Vadder Cash kam, war alles in Ordnung. Denn Johnny Cash gibt den schlichten Country-Weisen Trauer, Würde und Gelassenheit zurück. Auch wenn er manchmal mit seinen etwas stacksigen Beinen fast ein wenig linkisch wirkt, wenn er verstohlen Kuss-hände über die Schulter wirft - so überzeugend wie Johnny Cash trägt kaum einer die kleine schlechte Laune und die große Last der Welt auf den Schultern. Es müßte ihm nur mal jemand stecken, daß der Rest der Familie nicht eingeladen war.
Volker Marquardt
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