■ Soundcheck: Gehört: Marylin Manson
Gehört: Marylin Manson. Es sei gleich vorweggesagt: Das einzig Höllische an Marylin Mansons Auftritt in der Großen Freiheit war die Hitze. Seine Show blieb durchaus irdisch. Der selbsternannte „Antichrist Superstar“probte sich zwar in ketzerischem Verbalradikalismus, schüttete Tomatensaft ins Publikum und schnitt sich scheinbar mit einer Scherbe die Brust auf. Alles wirkte jedoch so aufgesetzt und poserhaft, daß selbst der frommste Meßdiener keine Angst haben mußte.
Wie vom wilden Affen gebissen turnte der in ein knappes Lederleibchen gezwängte Mephisto auf der Bühne herum, konnte aber trotzdem keine dämonische Stimmung erzeugen. Zum einen war die Bühne viel zu schlicht gestaltet, zum anderen war auch die Beleuchtung eher dilettantisch als diabolisch.
Auch musikalisch blieb Marylin Manson hinter seinen Möglichkeiten zurück. Die martialische Mischung aus düsterem Rock und Industrial verfehlte Wirkung. Es klang nur selten nach dem bösen Rock'n Roll, dessen Drive in alle Körperteile unaufhaltsam eindringt. Nach noch nicht einmal einer Stunde erlöste die Reinkarnation des Bösen sich selbst und das Publikum.Viele waren deshalb sauer, doch das Konzert war wirklich nicht mehr als Gummi-twist mit dem Antichrist. oli
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