■ Soundcheck: Portishead
Gehört: Portishead. Ein blauer Ballon mit dem Piktogramm für Parkplatz und vor allem für Portishead empfing am Montag den großen Bahnhof vor der Großen Freiheit. Und Blau war auch das Motiv des Abends, als Portishead zum Quartett aufgestockt die Bühne betrat – blaue Strahler tauchten selbst den Zigarettenqualm der als Chanteuse inszenierten Beth Gibbons in melancholisches Licht. Edith Piaf. Traumwirklichkeiten. Unbewußt. Existentialismus, Charlie Parker, Citroen DS, Gangsterismus, Gauloises – ebenso diffus blau wie das Licht waren auch die stimmungs-schwangeren Begriffsfelder, die sich angesichts des heute als TripHop geläufigen,, ebenso gedämpften wie verschleppten Sounds von Portishead aufdrängten. Konsequent, nur gelegentlich von Gitarrenskizzen unterbrochen, blieben sie ihrem Konzept treu. Lediglich am Ende der letzten Zugabe entäußerte Gibbons für einen kurzen ekstatischen Moment all ihr Leid. Davon abgesehen war man aber ebenso wie der Drummer zur Dämpfung hinter eine Plexiglasscheibe gesetzt, sah man sich in ein wiederum tiefblaues Aquarium geworfen. Musik für die blaue Stunde ist auch Musik der Einsamkeit und verträgt sich leider kaum mit der Geselligkeit von Massenaufläufen.
V. Marquardt/Foto: JMS
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