■ Soundcheck: Mobylettes
Heute abend: Mobylettes. Wie man einen Klassiker ehrt, ohne ihn lebendig zu machen, hat man in diesem Jubiläumsjahr oft genug gesehen. Der Jubilar George Gershwin hat's da besser. Die Mobylettes, bekannte Hamburger Sixties-Popper, legen mit Kicking The Clouds Away eine Tribut-Platte zu seinem hundertsten Geburtstag vor, die den Opern- und Musicalkomponisten in neuem Soundgewand zeigt: „Georgie, beat me up!“
Im Gegensatz zu Orchester-Einspielungen seiner Evergreens „Let's Call The Whole Thing Off“, „I Got Rhythm“ oder „Summertime“ bekommen die Kompositionen in der Girl-Group-Fassung eine Leichtigkeit, die zumindest textlich immer da war. Geht es doch auch bei Gershwin fast nur um das eine: „Holding hands at midnight, it's nice work if you can get it“ („Nice Work“). Die Texte stammen beinahe alle von Georges Bruder Ira Gershwin, dessen Balance zwischen Gefühl und Sentimentalität sowie Reim und Rhythmus wesentlich zur Hörbarkeit beiträgt.
Die Mobylettes, die heute ihre Gershwin-Version präsentieren, wagen gegen diese Tradition eine Neubearbeitung – und gewinnen. Mit ihrem bekannten Sixties- Sound-Instrumentarium gelingt es der Band um Frontfrau Diana Diamond, Freud und Leid in eine Schwingung zu bringen, die noch den letzten Rest Tragik aus den Love-Songs herausspielt. Der Surf von „The Man I Love“, der Glockenteppich in „He Loves And She Loves“ oder das Handclap-Intro bei „Kicking The Clouds Away“ lenken die Aufmerksamkeit soweit auf Melodie und Tanzbewegung, daß die Worte ganz leicht mitgesungen werden. Oder besser noch: der Nachbarin ins Ohr geflüstert. Ist gerade in Arbeit? Sucht jemand dafür die Platte des Sommers? Hier ist sie!
Jörg Metelmann
21 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße
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