■ Soundcheck: Ligeti-Festival
Gehört: Ligeti-Festival. Selten wird ein Komponist der Neuen Musik gefeiert wie ein Popstar. Aber wenn György Ligeti nach den Konzerten die Bühne erklomm, erhielt er stets standing ovations und durfte sich vorkommen wie Lennon, McCartney, Jagger und Richards zusammen. Vier Abende lang spielten wechselnde Ensembles Smash Hits und Unbekanntes aus dem Werk des 75jährigen, eine glanzvolle Retrospektive seiner Vielseitigkeit.
Vom ersten Ton des Lontano am Donnerstag abend bis zum letzten der Zugabe vom Sonntag, dem Dies irae des Requiems, war das Ligeti-Festival eine einzige Huldigung des emeritierten Professors der hiesigen Musikhochschule.
Der Enthusiasmus um den Komponisten verwundert um so mehr, wenn man weiß, daß das Hamburger Publikum gerne die Aufführung einer Mahler-Sinfonie mit den Worten „Die Musik ist nicht schön genug“ verläßt und Nachkriegs-Kompositionen meist nur unter Ausschluß der Öffentlichkeit gespielt werden.
Daß das Programm so ein großer Erfolg geworden ist, lag hauptsächlich an den Musikern. Sowohl die beteiligten Orchester – das Dänische Radio-Sinfonie-Orchester, die Hamburger Philharmoniker und das NDR-Sinfonieorchester –, die zahlreichen Solisten und vor allem das niederländische Asko-Ensemble präsentierten die gewiß nicht einfach zu spielende Musik Ligetis sehr präzise. Und die Ligeti-Nacht am Sonnabend in der Musikhalle gehört bestimmt zu den interessantesten Phänomenen der Hamburger Event-Kultur: Ein klassisches Konzert, daß erst um 21 Uhr beginnt und bis 1.30 Uhr in der Nacht dauert ist Anlaß genug, nicht nur György Ligeti, sondern auch sich selbst ein wenig zu bejubeln.
Eberhard Spohd
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