■ Soundcheck: Los Van Van
Gehört: Los Van Van. Von wegen junge Leute in feinem Zwirn. Zur populärsten kubanischen Tanzcombo der 70er pilgerten genau die Leute, die schon vor zehn Jahren auf solche Konzerte gegangen sind, damals womöglich noch Revolutionstouristen (remember Che Guevara?) und immer noch Kuba-Fans aus Tradition. Vom sogenannten Kuba-Boom bleiben Los Van Van weitgehend unbetroffen, und das ist folgerichtig. Er betrifft eigentlich nur den traditionellen son. Gerade zu dessen Modernisierung und Aufpeppung war die Formation einst angetreten.
Am Mittwoch im Curio-Haus pendelten die zwölf Van Vans etwas formlos zwischen alten Hits, salsa romántica der Achtziger und der modernen timba mit ihren rap-artigen Skandierungen. Wäre der Sound weniger matschig gewesen, wir hätten mit mehr Gewißheit sagen können, daß sie immer noch richtig gut sind. So aber versank der Groove in Fusion-Drumgewitter, und warum gleich zwei Violinisten auf der Bühne standen, war mit bloßem Ohr nicht zu vernehmen. Während die Ex-Revolutionstouristen in ausladenden Bewegungen ihrer Vorstellung von Salsa Körperlichkeit verliehen, bepflasterten die drei Vokalisten die chicas in der ersten Reihe unaufhörlich mit sicherlich pikanten, aber ebenfalls unverständlichen Wortkaskaden, bis diese sich erbarmten, ein bißchen auf der Bühne zu bogeln – der spektakulärste Teil des Abends.
Im Café Schöne Aussichten trafen zu später Stunde dann noch Teile der Gruppe auf die dort gastierenden Frank Y Su Tradicional Habana, um gemeinsam eine heiße guajira im alten Stil anzustimmen. Hier waren sie dann auch, die jungen Leute im feinen Zwirn.
Christoph Twickel
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