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Sommer-BlockbusterGrößere Gefahr, heißerer Flirt

"Knight and Day" ist eine Mischung aus Aktion, Comedy und Romanantik. Cameron Diaz und Tom Cruise harmonieren prächtig in dem nicht allzu innovativen Sommerkino.

Von einem Abenteuer mit Vollgas ins Nächste: June (Cameron Diaz) und Roy (Tom Cruise). Bild: dpa

So überraschend es zunächst klingt, aber das vielleicht Beste an "Knight and Day" ist seine Originalität. Denn tatsächlich handelt es sich bei diesem Film weder um ein Sequel, noch beruht er auf einer zum Bestseller gewordenen Buchserie, noch verdankt er seine Ausgangsidee einem Videospiel oder einem Vergnügungspark. Womit übrigens auch hinreichend erklärt wäre, wie es Cameron Diaz passieren konnte, dass ihr auf der Promotionstour zum Film während eines Talkshowinterviews der Name der Figur, die sie hier spielt, nicht mehr einfallen wollte.

Das Neue braucht eben immer etwas Zeit, um sich einzuprägen. Andererseits darf man von einem Sommer-Blockbuster auch nicht zu viel an Innovation erwarten. Die Idee, wagemutig die drei Grundgenres "Action", "Comedy" und "Romance" miteinander zu kreuzen, ist fast so alt wie das Kino selbst, hat aber in all der Zeit kaum an Attraktivität verloren.

Wer das romantische Paar ist, das in "Knight and Day" zusammenkommen soll, bleibt nicht lange ein Geheimnis: June (Cameron Diaz) und Roy (Tom Cruise) stoßen gleich in der ersten Szene ganz buchstäblich aufeinander. Die Beiden, so macht der kleine Zwischenfall am Flughafen deutlich, ergänzen einander wie der im Titel anklingende Tag und die Nacht: Sie ist blond, er dunkelhaarig, ihr Lächeln ist von entwaffnender Offenheit, seins von irritierender Undurchsichtigkeit, sie wirkt ungeschickt, er ausgesprochen fingerfertig, sie neigt zum panischen Schrei, er dagegen redet leise, schnell und viel.

Schon deshalb möchte der Zuschauer, dass sie sich bald küssen. Doch wie es das Genre nun mal will, müssen zuvor ein paar Autos geschrottet, ein paar Stunts hingelegt und etliche Bösewichte um ihr erbärmliches Leben gebracht werden.

Das Hängebrücken-Experiment

Filme wie "Knight and Day" funktionieren frei nach dem Prinzip des Hängebrücken-Experiments, in dem bekanntlich nachgewiesen wurde, dass die Flirtbereitschaft von Mann und Frau desto mehr steigt, je gefährlicher die Situation ist, in der sie sich befinden. Behaupte also niemand, die Filmhandlung sei ganz und gar unwahrscheinlich.

Statt weitere Plotdetails zu verraten, mag es genügen, sozusagen trailermäßig ein paar der Action-Highlights und ihrer Locations aufzuzählen: Nahkampf in einem Flugzeug in der Luft, Schießerei am Strand einer Südseeinsel, Verfolgungsjagden mit einer Vielzahl an fahrbaren Untersätzen über die Autobahnen in Boston, durch die Gassen von Sevilla und über das Kopfsteinpflaster von Salzburg, nicht zu vergessen eine Messerstecherei in einem Zug über die Alpen.

Letzteres – es handelt sich nämlich nicht um einen ICE, sondern um eine Art Orientexpress-Gedenkgefährt – führt zu einer weiteren, vielleicht überraschenden Beobachtung. Das Beste an "Knight and Day" ist doch nicht seine eingangs festgestellte Originalität, sondern im Gegenteil: Es sind die Erinnerungen an andere Filme, die er im Zuschauer wachruft.

An einen Film wie Stanley Donans "Charade" etwa, in dem eine reizend offenherzige Audrey Hepburn einem charmant undurchsichtigen Cary Grant in immer gefährlicher werdenden Situationen begegnet und dementsprechend anflirtet. Die eigentliche Handlung von "Charade" lässt sich trotz zahlreicher verblüffender Wendungen genauso schnell vergessen wie die von "Knight and Day". Was sich dafür umso unauslöschlicher ins Gedächtnis brennt, ist Hepburns Augenaufschlag, mit dem sie Grant jedes Mal, wenn er ihr gegenüber bekennt, nicht Mr. X, sondern Mr. Y zu sein, die eine Frage stellt: "Gibt es eine Mrs. …?"

Dass man "Knight and Day" wenigstens den Ehrgeiz ansieht, an diese Art von Film heranzukommen, macht ihn über weite Strecken zu einem hinlänglichen Kinovergnügen. Dass er das Vorbild trotzdem lange nicht erreicht, liegt entgegen dem kulturpessimistischen Vorurteil nicht daran, dass Cruise kein Grant und Diaz keine Hepburn ist.

Im Gegenteil, Cruise gelingt das Kunststück, für die Dauer des Films sein anstrengendes Scientologen-Image vergessen zu machen und sich in jenen grinsend-leichtfüßigen Helden zurückzuverwandeln, den man schon in den "Mission Impossible"-Filmen angenehmerweise nie so ganz ernst nehmen konnte. Und Diaz versprüht mit breitestem Lächeln ihren notorisch uneitlen Charme, der wundersam Glamour in Handfestigkeit aufgehen lässt.

Nein, was den Film letztlich zu einer Enttäuschung macht, ist seine Fixiertheit auf jenes pubertäre Publikum, dem unwohl wird, wenn eine romantische Szene zu lange dauert, und das auf Teufel komm raus durch Dauerspektakel in Atem gehalten werden muss. Weshalb "Knight and Day" mit seinem Feuerwerk an Action und Special Effects schlussendlich doch fast zur Vorlage zu einem Computerspiel avanciert.

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