: Soll Alkoholkonsum in Zügen verboten werden?
Die Metronom prüft ein Alkoholverbot in ihren Zügen, um des zunehmenden Vandalismus Herr zu werden. Ganz so einfach scheint das nicht zu sein, denn es müssten erhebliche Kontrollen durchgeführt werden. Auch die Konkurrenz ist skeptisch, die taz-Redaktion geteilter Meinung
ja
Würde die Metronom GmbH ein Spiel-, Rede-, Musizier- oder Essverbot in ihren Zügen erwägen, wäre jede Aufregung gerechtfertigt. Denn auch wenn einem eine gar zu lustige Reisegesellschaft oder eine Horde überdrehter Grundschüler gehörig auf den Zeiger gehen kann – sie schaden niemand und sind deshalb auszuhalten.
VON JONAS NONNENMANN
Die Metronom Eisenbahngesellschaft mit Sitz in Uelzen strebt ein Alkoholverbot an Bord ihrer Züge an. Man habe genug von Fußballfans und Jugendlichen, die sich in den Zügen betrinken, sagt Unternehmenssprecherin Tatjana Festerling.
Das Problem: Wegen des erhöhten Alkoholkonsums gebe es immer mehr Fälle von Vandalismus. „Wir müssen teilweise ganze Zugverbände in die Extrareinigung geben“, sagt Festeling und verweist auf jährliche Zusatzkosten im sechsstelligen Bereich, die sich durch verdreckte Böden, fest sitzende Aufkleber, Innengraffiti und fäkalienverschmierte Toiletten ergeben. Bis zu 20 Kästen Bier müsse das Reinigungspersonal gelegentlich aus den Zügen, die unter anderem zwischen Hamburg, Bremen und Hannover pendeln, entsorgen. Auch mehren sich laut Festerling die Beschwerden von Fahrgästen, die sich über Lärm und Belästigungen ärgerten. Deshalb will die Metronom jetzt prüfen, ob ein Alkohol-Konsumverbot möglich ist.
Das bedeutet nicht, dass Betrunkene künftig aus der Bahn geworfen werden, verboten werden soll nur der Konsum im Zug. Rechtlich ist ein solches Verbot laut Festerling möglich. Die Münchner U-Bahn hat es vorgemacht: Dort sitzen die Fahrgäste seit 2008 auf dem Trockenen.
Letztlich geht es der Metronom aber offenbar um mehr als ein Verbot. „Wir wollen ein Umdenken erreichen“, sagt Festeling. Die Gesellschaft müsse Position beziehen zu dem, was sich in den Zügen abspielt. Auch im Hinblick auf Kinder, die nicht lernen sollten, dass es normal ist, rund um die Uhr Alkohol zu trinken. Edle Worte, die auch bei den anderen Bahnunternehmen nicht ungehört blieben. Die wollen allerdings nicht auf den fahrenden Zug mit aufspringen. Die Deutsche Bahn etwa hält ein Alkoholverbot für wenig erstrebenswert und kaum durchsetzbar. Die Hannoverschen Verkehrsbetriebe lehnen ein Verbot ab, weil es umfangreiche Kontrollen zu jeder Tages-und Nachtzeit voraussetze. Außerdem stellt sich die Frage, welchem Mitarbeiter es zuzumuten ist, betrunkenen Fußballfans die Flasche aus der Hand zu nehmen.
Eine schlüssige Antwort auf diese Probleme scheint auch die Metronom bisher nicht zu haben. „Wir sind dabei, das zu konkretisieren“, sagt Festeling. Mögliche Lösungen will Metronom zunächst in einer Expertenrunde diskutieren, in der neben Mitgliedern von Verkehrsunternehmen auch Gewerkschaftler und Vertreter der Bundespolizei sitzen sollen. Allen Schwierigkeiten zum Trotz gibt sich Festerling kämpferisch. „Wir resignieren nicht, schon gar nicht im Vorfeld“, kündigt sie an. Und zieht Parallelen zum Kampf gegen den Tabak: „Wir waren auch schon die ersten, die in unseren Zügen ein konsequentes Rauchverbot ausgesprochen haben.“ Damals habe es im wahrsten Sinne des Wortes auch „Gegenwind“ gegeben. Heute ist das Rauchen im Zug weitgehend tabu. Bleibt die Frage, ob sich die Fußballfans so leicht die Flasche aus der Hand nehmen lassen wie die Raucher ihre Kippen.