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Solidarität der dicken Männer

■ Raspo wurde beim Ratsherrn Cup erneut nur Letzter, dafür aber mit Fairneßpreis entschädigt

Auch im zweiten Anlauf klappte es nicht. Wie schon 1994 war den Verbandsligaspielern von Rasensport Elmshorn auch beim diesjährigen, inzwischen neunten Ratsherrn Cup kein Sieg vergönnt. Alle drei Vorrundenspiele gingen verloren. Insbesondere nach den Niederlagen am Sonnabend gegen 1860 München (3:8) und im Eröffnungsspiel gegen den HSV (1:9) waren die Fünftligaspieler ziemlich deprimiert. Die Enttäuschung stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Selbst Sven Pätzold blickte finster drein, obwohl dem wuchtigen Stürmer gegen die Münchner Bundesliga-Löwen doch immerhin zwei schöne Tore gelungen waren. Aber was zählt der persönliche Erfolg, wenn es für die eigene Mannschaft eine Klatsche setzt?

Die hatte es als Entrée gegen den HSV gegeben, jenem Verein, zu dem Pätze ein besonderes Verhältnis pflegt. Zwei Jahre arbeitete er in der Geschäftsstelle an der Rothenbaumchaussee, spielte auch schon bei den HSV-Amateuren. „Wir waren zu nervös, haben gleich zwei blöde Tore kassiert“, grummelte der 100-Kilo-Mann. Frühe Gegentreffer, die der Mannschaft, die sich überraschenderweise zum zweiten Mal in Folge für das größte Hamburger Hallenturnier qualifiziert hatte, schnell den Nerv raubten: „Da war unser Selbstvertrauen hin.“ Das konnte auch St. Paulis Hallenkeeper, Matthias Jahnke, in der Schnelle nicht wieder kitten, bei dem der mit drei Toren erfolgreichste Elmshorner Zuspruch suchte. Etwas Trost vermochte der reaktionsschnelle Kugelblitz dem im Bauchumfang durchaus ebenbürtigen Pätzold zu spenden: „Wir Dicken werden schon zeigen, was wir drauf haben.“

Die psychologische Aufbauarbeit des jungen Mannes, der sonst bei der Pauli-Oberligamannschaft spielt, schien gewirkt zu haben. Im letzten Vorrundenspiel vor 4.800 Zuschauern in der auch gestern fast ausverkauften Alsterdorfer Sporthalle lief es beim schwergewichtigen Pätzold und der ganzen Mannschaft runder – und dennoch langte es schlußendlich nicht. Mit 3:5 verloren die absoluten Außenseiter gegen den späteren Turnierdritten Sofia, obschon Jörg Herwig mit dem schönsten Treffer der Veranstaltung – ein exzellentes Bandentor – sogar das 1:0 erzielt und der reaktivierte Routinier Rainer Liedtke für den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 2:2 gesorgt hatte.

Für Raspos Trainer Eugen Igel war es so nur ein schwacher Trost, daß seine Schützlinge lange ein 2:2 gehalten hatten: „Im letzten Jahr tobte die Halle, als wir gegen Dynamo Moskau mit 2:0 geführt und den HSV lange geärgert hatten. Schade, in diesem Jahr sind wir von den Topteams ganz schön vorgeführt worden, auch wenn es gegen Sofia besser lief.“

Die 200 Elmshorner Fans hatten trotzdem ihren Spaß. Die Gesänge „Rasen, Rasen, Rasensport“ dröhnten durch die Halle, jedes Tor wurde wie die Verbandsliga-Meisterschaft gefeiert. „Unsere Jungs sollten die Köpfe nicht hängen lassen“, sagte ein Anhänger des Underdogs, „schließlich spielen wir vier Klassen tiefer und haben uns dafür gut gehalten.“ Und wer weiß, vielleicht gelingt ja 1996 der große Hallencoup. cleg/stümpel

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