Solartour: Über Bremen
■ Experten zeigen Solaranlagen vor Ort und geben dabei Tips zur Installation
Auf den Dächern der Stadt, der Sonne ein Stück näher, läßt sich viel leichter über die Nutzungsmöglichkeiten der Sonnenenergie plauschen. Anschauung kompakt bot letzte Woche die Solartour: Eine Rundfahrt zu den Solar-Highlights Bremens. Organisiert wurde die Veranstaltung im Rahmen der Solar-Aktionswochen von der Interessengemeinschaft Solarinitiative und dem BUND. Ihre Fragen an Energieexperten loswerden konnten die Teilnehmer beim Klettern auf den Solardächern der Stadt oder beim Hinuntersteigen in die Unterwelt der Brauchwasserspeicher.
Zwar geriet die erste Solartour ein wenig zum Tummelplatz all derjenigen, die sich aus beruflichen Gründen damit beschäftigen oder aus privatem Engagement bereits alternative Energien einsetzen. Gelangweilt haben sich die zahlenden Experten dennoch nicht. Eine breite Auswahl von bremischen Solarstandorten hatten die Veranstalter zur Besichtigung ausgewählt: Eine private Solaranlage, das sonnenbeheizte Freibad in Horn, das in Niedrigenergiestandard ge-baute Stiftungsdorf in Osterholz mit einer 68 Quadratmeter großen Kollektorfläche und der zum größten Teil manuell gefertigte Photovoltaikanlage im Wintergartendach des Cafés „Ambiente“ neben dem Bürgerhaus Weserterrassen.
Auch für Laien war die Teilnahme durchaus lohnend. Da war zum Beispiel die Neubremerin, die in ihrem Mehrfamilienhaus in Köln eine thermische Anlage in Betrieb nehmen möchte: „Es ist ja kein Problem, bei einem Neubau Solaranlagen zu planen, aber wie kann ich meine alte Wasser- und Heizanlage mit der Solaranlage verbinden?“ fragte sie. Wie sie die Solar-Nachrüstung in Angriff nehmen kann, erfuhr die Neubremerin bei der Familie Eschenbruch. Die hatten ähnliche praktische Probleme, bevor sie ihre 4,6 Quadratmeter große Flachkollektoranlage auf dem Grasdach vor fünf Jahren in Betrieb nehmen konnte.
„Wir hatten nur einen Durchlauferhitzer und deshalb mußten wir erst noch die Warmwasserleitung nachlegen,“ erzählte Herr Eschenbruch. Zudem mußte im Keller ein 300 Liter umfassender Speicher eingebaut und in dem Solarspeicher noch ein Heizstab angebracht werden. Wirtschaftlich sei die Anlage also nicht. Die Betriebskosten der Solaranlage von 20 Jahren mit einberechnet, kommt die Familie immer noch auf 30,6 Pfenning pro Kilowattstunde Wärme.
„Angesichts dessen, daß die fossilen Energien bald erschöpft sein werden“, meint der Neurologe Wilfried Lietzau, „kann man den Einsatz von Solaranlagen nicht immer nach betriebswirtschaftlichen Kriterien beurteilen.“ Er selbst, Teilhaber einer Windkraftanlage, sei froh, wenn er jedes Jahr mehr Strom auf regenerativer Basis erzeugt, als er mit seiner Familie verbraucht.
Claudia Kober
Widerholung der Tour am 18. September, Treffpunkt um 14 Uhr beim BUND, Kostenbeitrag 45 Mark, Voranmeldung unter Tel.: 79 00 20 erbeten.
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