■ Sockenschuss: Schöne Ferien
Es gibt noch eine ausgleichende Gerechtigkeit. Wir Daheimgebliebenen, die wir in den Sommerferien ohnehin mit einer nur halb funktionierenden Stadt Vorlieb nehmen müssen, sind in diesem Jahr nicht umsonst nicht weggefahren.
Langsam kündigte es sich an. Besser gesagt: Es kündigte sich dadurch an, daß es sich nicht ankündigte. Gestandene Heimbleiber haben spätenstens in der zweiten Ferienwoche das Fehlen euphorischer Urlaubsgrüße registriert. Keine Schönwetter-Karte, keine Ihr-armen-Schweine-Karte, keine bis- nächstes-Jahr-Karte: Der leere Briefträgerbeutel als Seismograph der schlecht-Wetter-Explosionen in der Ferne war nicht zu übersehen.
Jetzt kommen sie zurück: Schwer gebeugt von der Last verregneter Tage. Und während sie noch hoffen, daß wenigstens die Heimat Sonne bietet, winken wir von weitem mit den Taucherflossen und rufen ihnen ein fröhliches: Wie war das Wetter? entgegen. Da sinken sie dann vollends in sich zusammen und verdrehen die Augen nach Sonne wie Quasimodo nach Esmeralda und sind ganz unglücklich, weil sie überhaupt weggefahren sind. Wenn die Ferien um sind, bin ich immer lieber Daheimgebliebener. Markus Daschner
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