■ Soccern: Gaaaanz genau
Wie kommt der Fußball eigentlich in unseren Fernseher? Gute Frage. Vor allem bei dieser WM in den USA. Nicht nur, daß die Bewegungen des Leders über den ganzen großen Teich und durch weiß Gott wie viele Zeitzonen gesendet werden müssen – nein, viel schlimmer: Der US-Amerikaner an sich hat, offen gesagt, nicht die geringste Ahnung, wie man „the real soccer“ ins Bild zu setzen hat. Im Zweifelsfalle wüßten die dortigen Eingeborenen gar nicht, ob sie gerade den Stürmer, den Schiri, den Ball oder den Torpfosten im Kamerasucher haben.
Doch keine Sorge: Die Fernsehanstalten Europas sind nicht blöd. Immerhin haben sie der Fifa 42 Millionen Dollar auf den Tisch geblättert. Wäre doch schade, wenn es jetzt – wo man die Rechte schon mal hat – ausgerechnet bei der bildmäßigen Auflösung des Ganzen Probleme geben sollte. Also hat man gleich für klare Verhältnisse gesorgt: Regie und Fotografie der Weltmeisterschaft liegen fest in den Händen von echten Europäern. Und unsere ARD und ZDF tun ein übriges und fahren für die deutschen Kicker sicherheitshalber noch mal ein paar zusätzliche Kameras auf. (Gerüchten zufolge soll eine davon ständig auf „Vaterlandsverräter“ Berti gerichtet sein.) Außerdem wird eine „Superslowmotion“ zum Einsatz kommen. Alles nur, damit wir Fernsehgucker gaaaaaaaaanz genau sehen können, wie die Bälle ins gegnerische Tornetz tropfen.
Übrigens, wem das alles zu ernst ist, der soll doch abhauen und zu Pro 7 gehen. Der Kommerzsender verspricht, alle Fußballhasser mit einer „großen Spielfilm- Elf“ zu trösten. Darunter immerhin Filme wie „Arizona Junior“ und „Gefährliche Liebschaften“. Zumindest hier hat sich die Privatisierung des Fernsehens nach zehn Jahren also doch noch irgendwie gelohnt. mum
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