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■ KommentarSo nicht, Frau Pfarrer

Soso, Elisabeth Motschmann war also mal bei den Rechtsauslegern von der „Konservativen Aktion“. Finger hoch, wer sich darüber wundert! Nicht daß die evangelikale Pastorengattin ins rechtsextreme Lager gehören würde, aber wer ihre Auftritte von Talk-Shows bis zur Bürgerschaft verfolgt hat, der kann sie mühelos in das Gruselkabinett der Kommunistenfresser Pachmann und Löwenthal einordnen. Mit welchem wohlig ekeligen Schauder sie gegen Uniinstitute hergezogen ist, die sich mit dem Schweinkram hinterm Hosenlatz beschäftigen! Das ist die Sorte verklemmter Konservativismus, wie man ihn sich bei dieser ehrenwerten Gesellschaft vorstellt.

Nun gut, auch solche Positionen sollen im Parlament vertreten sein, wenn auch nicht unbedingt in einem Fraktionsvorstand. Aber aus einem sollte weder Frau Motschmann noch ihre CDU allzu vorschnell entlassen werden: Daß die hochmoralische Elisabeth Motschmann es nicht für nötig befunden hat, ihre frühere Mitgliedschaft in der Konservativen Aktion öffentlich zu machen, das ist der eigentliche politische Skandal. Da geht eine Frau ans Rednerpult der Bürgerschaft und hält für ihre CDU eine Rede gegen Rechtsradikalismus – und könnte doch so viel zu dem Thema beitragen, zum Beispiel zu der Frage, wie man aus möglicherweise lauteren Motiven in solch eine Truppe hineingerät, und sich auch wieder verabschieden kann. Das hätte Respekt verdient, das wäre mutig gewesen. Wie hohl klingen nun im Nachhinein die Fensterreden gegen Rechts, wie unglaubwürdig. Nicht die Mitgliedschaft in der KA ist der Skandal, sondern das Schweigen darüber. Jochen Grabler

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