: So entstehen Gerüchte
■ betr.: „Heftige Kritik an Weizsäc ker“, „Wo die Wölfe heulen“, taz vom 19.8.93
Bei der Pressekonferenz zur Ankündigung des Endlager-Hearings berichte ich aus den vier vorbereitenden Arbeitsgruppen über die Ungelöstheit der Endlagerprobleme und die Globalität des Problems. Ich erwähne, daß in der Arbeitsgruppe (geologische) „Barrieren“ naturgemäß nicht nur über niedersächsische oder deutsche geologische Formationen nachgedacht wird und zitiere hierfür den ebenfalls anwesenden Professor Lüttig, Erlangen, der über Formationen im Ausland, zum Beispiel Sibirien, zu berichten weiß, welche den für Langfristeinlagerung extremen Sicherheitsanforderungen eher gerecht werden als die bekannten deutschen Stellen.
Die Frankfurter Rundschau macht hieraus die Schlagzeile: „Wissenschaftler empfehlen Endlagerung von Atommüll in Sibirien“. Die taz macht hieraus einen „Vorschlag des Wissenschaftlers Ernst Ulrich von Weizsäcker“ und behauptet in ihrem Kommentar sogar, ich würde „die Endlagerung in Sibirien favorisieren“.
Von alldem kann keine Rede sein. Das Hearing hat noch nicht einmal begonnen. Die Arbeitsgruppen und das Hearing selbst werden selbstverständlich Transportrisiken, Exportrisiken, Unmoralität des Exports und andere vom Öko-Institut und Greenpeace korrekterweise vorgebrachte Problempunkte diskutieren. Auch eine den Ausstieg aus der Kernenergie ermöglichende Energiepolitik kommt bei dem Hearing ausdrücklich zur Sprache.
Erschwert wird die sachliche Diskussion lediglich dadurch, daß die Bundesregierung ihre Mitarbeit an dem Braunschweiger Hearing verweigert hat. Prof. Dr. Ernst v. Weizsäcker,
Wuppertal Institut
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