: So einfach ist die Nato-Welt
betr.: „Nato: Ein Krieg, keine Schuld“, taz vom 5. 6. 00
Wenn der Abwurf von Splitterbomben auf Flüchtlinge, die Bombardierung der chinesischen Botschaft und der Beschuss eines neutralen Nachbarlandes keine Angriffe auf Zivilisten sind, was dann? Die Chefanklägerin des UN-Tribunals für das ehemalige Jugoslawien, Carla Del Ponte, hat ihre Entscheidung vielleicht nicht unter Nato-Druck gefällt, aber unter dem Motto der drei Affen: Nix sehen, nix hören, nix sagen. CARSTEN JÄNSCHKE, Halstenbek
Bomben auf Krankenhäuser, auf Botschaften, auf Brücken, auf Regionalzüge – nein, nein, nicht dass ihr jetzt denkt, die Nato hätte zivile Ziele angegriffen. Nein, mit diesen modernsten und präzisen Waffen wäre das aus Versehen nicht einmal möglich gewesen.
Nein, die Nato hat sich natürlich beim UN-Sicherheitsrat juristisch abgesichert. Nein, es war kein Angriffskrieg. Nein, es ist noch immer (wie gesetzlich verlangt) kein Krieg von deutschem Boden ausgegangen. Nein, die Nato hat diesen Krieg nicht unter dem Deckmantel der Humanität geführt, um kommerzielle und (ost-)politische Interessen durchzusetzen. Nein, es war kein Übungsmanöver, bei dem Stärke auf Kosten hunderttausender demonstriert wurde. Nein, es ist wie immer, wir sind die Guten und die im Osten und die Kommunisten sind die Bösen.
So einfach ist die (Nato-)Welt. Allein die ehrliche Berichterstattung zeigt das gute Gewissen der Nato. Jeder Kriegseintritt hat eine Schuld zur Folge, auch dieser Aggressionskrieg gegen ein zweifellos ungerechtes System.
MARTIN BEHRENS, Mönchengladbach
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen