: Skins eskalieren einen „kleinen Krieg“
■ Überfälle mit Brandflaschen und Pflastersteinen auf besetzte Häuser und Punks in mehreren DDR-Städten / Ein Opfer in Berlin droht zu erblinden / Nächtliche Angriffe gehören in Magdeburg schon fast zur Tagesordnung / Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten aus der BRD
Berlin (dpa/afp) - Berlin, Gera, Magdeburg - in diesen drei Städten kam es am Pfingstwochenende zu teilweise brutalen Überfällen von Skins und Rechtsradikalen auf besetzte Häuser und Punks. In Berlin lieferten sich am Samstagabend zwei bis dreihundert Vermummte eine Straßenschlacht mit der Polizei, die vor zwei besetzten Häusern aufgezogen war. Bei einem besonders gewalttätigen Überfall auf das „multinationale Kulturzentrum“ in der Oranienburger Straße waren in der Nacht zuvor sechs Personen verletzt worden. Ein Verletzter wurde von einer Brandflasche getroffen und droht zu erblinden.
In Gera griff eine Gruppe vermutlich rechtsradikaler Personen ein besetztes Haus an. 15 bis 20 Angreifer, darunter auch Skins, versuchten vergeblich, das Haus zu stürmen, und griffen zu Pflastersteinen und anderen Wurfgeschossen. Die Polizei beendete die Auseinandersetzungen und prüft die Einleitung von Strafverfahren gegen 12 Beteiligte.
In Magdeburg kommt es bereits seit gut einer Woche zu solchen Aktionen. Jeweils rund 20 Skins überfielen mehrfach des Nachts jugendliche Punks und schlugen sie zusammen. Bei einer Aktion stürzten sich die Gewalttäter aus drei Autos mit bundesdeutschen Kennzeichen auf etwa zehn an einer Haltestelle wartende Punks. Nach Angaben der Polizei handelt es sich um gezielt vorbereitete Überfälle auf Punks, die gegen Neofaschismus und Gewalt auftreten. Die Magdeburger Skins würden nachweisbar mit Gleichgesinnten aus der Bundesrepublik zusammenarbeiten. „Hier beginnt etwas, was wir bisher nicht kannten“, sagte ein Polizeisprecher: „Es bricht ein kleiner Krieg zwischen den Gruppierungen aus.“ Bericht auf Seite 4
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