piwik no script img

■ Ski-WMMarc Girardelli mit dem richtigen Brett

Sierra Nevada (dpa) – Der für Luxemburg startende Marc Girardelli wurde gestern bei den Titelkämpfen in der Sierra Nevada als erster Rennläufer zum dritten Mal nach 1987 und 1989 Weltmeister in der Kombination. Silber holte Titelverteidiger und Olympiasieger Lasse Kjus aus Norwegen, Bronze Österreichs Favorit Günther Mader. Trotz seines Sieges schimpfte Girardelli über die recht fragwürdige Kombination mit einem irregulären Blindflug-Slalom am Vorabend und einer viel zu leichten Abfahrt. „Das Rennen heute gehört eher in die nordische Abteilung“, kritisierte der 32jährige. „Eine Lotterie, entweder du hast das richtige Brett oder nicht.“

Girardellis Titel bei seiner sechsten WM ist um so erstaunlicher, als er in der bisherigen Saison oft hinterherfuhr. Zwar hatte er die Kombination von Veysonnaz gewonnen, aber er war alles andere als zufrieden. „Das ist heute eine sehr wichtige Medaille für mich, weil die Saison so schwierig war“, meinte er. Die Umstellung auf andere Ski und eine andere Technik machte dem Routinier schwer zu schaffen. Erst sein neuer Trainer Sepp Hanser, zuvor Coach im Deutschen Skiverband (DSV), brachte den eigenwilligen Vorarlberger wieder in Schuß. „Es braucht eine Talfahrt, um wieder aufzusteigen“, kommentierte Girardellis Vater Helmut das Comeback.

Der Sieg war verdient, aber die Kombination erneut eine sehr fragwürdige Veranstaltung dieser WM. Die Abfahrt zu leicht, der Slalom schwer und zudem durch heftigstes Schneetreiben alles andere als gerecht. „Irregulär“ nannten Mader und der Slalom-Führende Mario Reiter den Torlauf unter Flutlicht. „Eine Schweinerei“, schimpfte Mader. „Bei Großereignissen wird die Kombination nur als lästiges Anhängsel betrachtet. Ich muß mir überlegen, ob ich weiter Kombination fahre, ob es den Aufwand noch wert ist.“ Auch Girardelli hatte sich über den Slalom „sehr geärgert“.

An der Abfahrt ließen die Stars ebenfalls kein gutes Haar. Reiter, der mit sage und schreibe 2,42 Sekunden Vorsprung aus dem Slalom schon wie der sichere Sieger aussah, hatte in der „Materialschlacht“ keine Chance und wurde am Ende Vierter. „Wenn Weltmeister Patrick Ortlieb in der Spezialabfahrt die Ski von Reiter gehabt hätte, wäre er auch 15. geworden“, sagte Girardelli mitfühlend. „Man sollte sich fragen, ob die Abfahrt so eine Zukunft hat. Am Start geht man in die Hocke, im Ziel steht man wieder auf.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen