■ Skandalgeschichten: Heimliche Verbündete
Das Rinderwachstumshormon Polisac „ist in den USA das meistverkaufte Tierarzneimittel“, verkündet stolz Monsanto. In den USA erfolgte die Zulassung von rBST vor fünf Jahren durch die Arzneimittelbehörde FDA. Schon damals wurde der Behörde vorgeworfen, daß bei der Zulassung nicht alles mit rechten Dingen zuging. Eine ehemalige Monsanto-Mitarbeiterin, die dort selbst über das Hormon forschte, hatte dann später bei der FDA die Regularien für die rBST-Zulassung ausgearbeitet.
Anfang dieses Jahres mußte Monsanto bei rBST eine Niederlage einstecken. Die kanadischen Behörden lehnten die Zulassung von rBST ab. Die mit der Evaluierung des Hormons beauftragen Forscher entdeckten, daß Monsanto seinerzeit bei der FDA in den USA nicht alle relevanten Unterlagen eingereicht hatte. Ausschlagebend für die FDA-Zulassung war damals eine von Monsanto angefertigte Studie mit Ratten, die beweisen sollte, daß rBST nicht über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen wird. Monsanto hatte jedoch nur eine Zusammenfassung eingereicht. Nicht enthalten waren die Daten, die zeigten, daß rBST sehr wohl in den Blutkreislauf gelangt sein mußte. In Kanada sollte verhindert werden, daß dieser Skandal bekannt wird. Sie seien von Vorgesetzten regelrecht dazu gedrängt worden, ihren Bericht zu frisieren, berichteten die Forscher.
Auch für die FDA wird das Vorgehen von Monsanto Konsequenzen haben. Das Zurückhalten der Daten war ein klarer Verstoß gegen die Regularien der Behörde. Jetzt ist die Arzneimittelbehörde aufgefordert, den ganzen Vorgang noch einmal zu untersuchen.
Daß Monsanto Verbündete in der FDA hat, zeigt auch ein anderer Vorgang. Eine von der WHO und FAO eingesetztes Gremium, die sogenannte Codex-alimentarius-Kommission, arbeitet seit Jahren schon an der Verabschiedung von Rückstandswerten für rBST in Lebensmitteln. Vertrauliche Unterlagen, die bei einer Untergruppe der Kommission eingingen, wurden über die FDA gleich weitergeleitet an Monsanto. wlf
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