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■ SkandalchronikKrause nach Hause

Berlin (taz) – Skandal-Minister Günther Krause (CDU), bisher verantwortlich für den deutschen Verkehr, muß gehen. Kanzler Helmut Kohl hat genug von seinem Promi-Ossi. Die Amtszeit des leidenschaftlichen Autofahrers und Verkehrsministers ist ein Stop-and-go von skandalösen Zusammenstößen. Hier die gesammelten Lichtpunkte seiner dunklen Machenschaften:

Premiere von Krauses ignorantem Dickschädel ist 1990. Was er hat, das hat er. Seine gemietet Müggelsee-Villa gibt er nicht wieder her. Das behindertengerecht ausgebaute Haus ist schwellenlos gebaut. Keine Schwellen zum Stolpern sind dem Politiker gerade recht.

Dann beginnt der Minister, sich um deutsche Straßen (und Raststätten) zu kümmern. Zu Spottpreisen verpachtet er Raststätten-Standorte an die niederländische Hotelkette Van der Valk. Schmiergeld? Seine Entscheidung wird rückgängig gemacht. Der nächste Fettnapf wartet schon.

Seine Lieblings-Ingenieur- Firma soll ihm eine Küstenautobahn (A20) planen. Politischer Druck zwingt den entschlußfreudigen Günther zur Rücknahme seiner mündlichen Zusage.

Der nächste Skandal ist eher Schweigen als Reden. Krause erscheint nicht vor dem Schalck-Untersuchungsausschuß des Bundestages. Ein „Gelage“ am Abend zuvor machte ihn am Morgen vernehmungsunfähig. Er läßt sich wegen Kreislaufbeschwerden krankschreiben.

1992 arbeitet der Verkehrsminister weitgehend ohne Skandal-Schlagzeilen. Anfang 93 steigt er dafür richtig ein. Sein Hang zu ABM wird bekannt. Seit Ende 92 läßt man die Putzfrau im Hause Krause als „Wiedereingliederungsmaßnahme für Langzeitarbeitslose“ zu zwei Dritteln vom Arbeitsamt bezahlen. Krause versteht die Welt nicht mehr. Er soll die Zuschüsse zurückzahlen! Der Kanzler mahnt ihn ab. Und immer noch kein bißchen weiser. Laut Spiegel setzt sich der Minister mit seiner ganzen Kraft für West-Geschäftsleute ein, die an Geschäften mit dem Ost-Baukonzern Elbo schwer verdienen. Unter seinen Augen verwandelt sich billiges Acker- zu teurem Bauland. Abrakadabra.

Erst jetzt wird bekannt, daß Nimmersatt Krause seine Familie 1991 zu einer Spritztour über die Wolken einlud. Die Bundesluftwaffe zahlt den „Amerika- Rundflug“ von Minister, Frau und Sohn. Abrechnung vergessen! Einmal mehr. Genau wie bei seinem ultimativen „Faux pas“. Den privaten Umzug von Berlin nach Börgerende zahlt der Minister nicht etwa selbst. Aus Steuermitteln wird der Ortswechsel finanziert. Am Anfang und Ende der Skandal-Ära Krause stehen Probleme mit seine Wohnverhältnissen. Jetzt bleibt er einfach zu Hause, der Krause. Melanie Kunze

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