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Sissel Tolaas, Künstlerin und WissenschaftlerinEinblick (769)

Zur Person

Sissel Tolaas studierte Chemie, Bildende Kunst, Linguistik und Mathematik in Oslo, Moskau, St. Petersburg und Oxford. In den 1990er-Jahren unterzog sie sich eines intensiven Geruchstrainings, das sie selbst entwickelte. Eines ihrer ersten urbanen olfaktorischen Forschungsprojekte wurde im Jahr 2004 auf der 3. Berlin Biennale ausgestellt. Tolaas gründete das Smell Research Lab, war Teil des Art & Science-Projektes „Synthetic Aesthetics“, arbeitete u. a. mit dem Max-Planck-Institut für Psycholinguistik zusammen und stellt ihre Kunst weltweit aus, u. a. auf der Riga Biennale (2018), im Museum of Modern Art (2016/ 2010), imMuseum Tinguely (2015) und aktuell in der Schering Stiftung und der Galerie Wedding (s.o.).

Welche Ausstellung in Berlin hat Sie zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

Philippe Parreno im Gropius Bau. Der Bioreaktor zum Beispiel ist einfach brillant. Die Ausstellung wirft Fragen auf und gibt gleichzeitig auch Antworten auf Fragen wie: Was ist normal? Was ist Zeit? Es regt mich auf, wenn ich erlebe, wie ungeduldig der Mensch ist und wie wir uns total auf den äußeren Schein verlassen. Zu sehen, wie die Menschen durch die Ausstellung laufen, ohne wirklich etwas davon zu erfahren und in sich aufzunehmen (weil es eben kaum etwas zu sehen gibt), zeigt, wie sehr sich die meisten von uns von ihrem Körper und ihren Sinnen entfremdet haben.

Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin können Sie empfehlen?

Berlins Vielfalt zeigt sich sowohl in seinen kulturellen Angeboten als auch in seinen Institutionen und Klubs. Ich bin ein neugieriger Mensch, also versuche ich so viel wie möglich von dieser Vielfalt zu erleben, vom Deutschen Theater und der Berliner Staatsoper bis hin zur Kantine am Berghain und dem A-Trane. Ich kann sie alle zu verschiedenen Tageszeiten und an verschiedenen Wochentagen empfehlen.

Welches Buch begleitet Sie zurzeit durch den Alltag?

„Sphären“ von Peter Sloterdijk und „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ von Hannah Arendt.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

Mein nächstes großes Projekt ist eine Geruchsfeldforschungsexpedition nach Alaska und Grönland im Juni. Parallel dazu arbeite ich zusammen mit Christina Agapakis, Alexandra Daisy Ginsberg und Ginkgo Bioworks an einem Projekt zum Thema Pflanzensterben.

Welcher Ereignis des Alltags macht Ihnen am meisten Freude?

Aufwachen und die Welt riechen. Da draußen ist eine ganze Welt, die es zu riechen gilt und eine ganze Welt, der man das Riechen beibringen muss, sodass ich kaum noch Zeit zum Schlafen habe, aber für mich gibt es nichts Schöneres. Mein Geruchsrekorder ist mir wichtiger als mein Handy.

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