: Simuliertes Verkehrschaos
In Adlershof wird der Ernstfall geprobt. Im Traffic-Tower des Luft- und Raumfahrtzentrums üben Verkehrsmanager für mögliche Katastrophenfälle
Demonstrationen, Regierungsbesuche oder Love Parade – regelmäßig bricht im Berliner Zentrum der Verkehr zusammen. Der „Traffic Tower“ soll in Zukunft helfen, das Chaos in den Griff zu bekommen. Im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Adlershof entsteht zurzeit die erste virtuelle Verkehrsmanagementzentrale Deutschlands.
Die Computer des „Traffic Tower“ können den Verkehrsfluss in einer Großstadt vollständig simulieren, nicht nur in Berlin. „Wir können alle denkbaren Situationen vorher durchspielen“, sagt Michael Bonert, der Projektleiter des Instituts für Verkehrsforschung am DLR. „Das gilt auch für Katastrophen.“ Mit Hilfe der Simulation werden auch Notfallpläne ausgearbeitet, wie die Bevölkerung in Sicherheit gebracht werden kann.
In Adlershof sollen deshalb Verkehrsmanager auf den Ernstfall vorbereitet werden. Elf Monitore und eine Leinwand von drei mal sieben Metern spielen den Verkehrsmanagern eine virtuelle Welt vor. Der Computer zeigt Verkehrs- und Wetterdaten an. Darauf müssen die Verkehrsmanager reagieren und den Verkehr „beeinflussen“.
Um aber für die wirkliche Welt genaue Prognosen zu erstellen, muss der Computer des „Traffic Tower“ mit möglichst vielen Daten „gefüttert“ werden. Die Forscher des DLR lassen diese Informationen zum Beispiel von 300 Berliner Taxen sammeln. Die funken ihre Positionsdaten in Echtzeit an das Institut für Verkehrsforschung. „Die Taxen sind eine ideale Informationsquelle“, sagt Thomas Vogt, Mitarbeiter des Instituts für Verkehrsforschung, „denn sie bewegen sich fast pausenlos durch die ganze Stadt.“
Weil die meisten Taxifahrer schon jetzt über das Navigationssystem GPS verfügen, stehen die Informationen zudem fast kostenlos zur Verfügung. Was die Verkehrsforscher aus den Daten machen, lässt sich auch im Internet anschauen. Ein Routenplaner ermittelt jederzeit den schnellsten Weg durch das Verkehrsdickicht von Berlin. DPA