: Siemens telefoniert auf italienisch
■ Der deutsche Elektro-Multi steigt beim größten italienischen Telekom-Hersteller, Italtel, ein
München/Mailand (dpa) – Siemens steigt bei Italiens wichtigstem Fernmeldetechnik-Hersteller, Italtel, ein und wird damit zum weltweit zweitgrößten Telekom- Anbieter. Wie Siemens am Sonntag in München mitteilte, wurde eine entsprechende Grundsatzvereinbarung mit der italienischen Telekommunikations-Holding STET SpA am Wochenende in Rom unterzeichnet. An der Italtel mit rund 2,7 Milliarden Mark Umsatz und 17.000 Beschäftigten hält STET, die Ende 1994 privatisiert werden soll, 80 Prozent. STET gehört wiederum zum staatlichen italienischen IRI-Konzern.
Um Italtel haben lange Zeit auch Frankreichs größter Telekom-Hersteller Alcatel, der US- Multi AT&T und der schwedische Ericsson-Konzern gerungen. AT&T hält bereits 20 Prozent an Italtel. Über diesen Anteil ist laut Siemens noch nicht entschieden worden. Mit der Transaktion, deren genauer Preis nicht genannt wird, hat sich Siemens auf den zweiten Platz auf dem internationalen Markt hinter Alcatel, aber noch vor AT&T, gesetzt. Im Vorfeld war von Branchenexperten geschätzt worden, daß Siemens für die Übernahme der Hälfte des Italtel-Kapitals rund zwei Milliarden Mark bezahlen muß.
Das Abkommen sieht nach Siemensangaben vor, daß eine neue Gesellschaft gegründet wird, die aus der Integration von Italtel und der in Mailand ansässigen Siemens-Telekommunikations-Tochter Siemens Telecomunicazioni SpA entstehen wird. Das Aktienpaket des neuen Unternehmens wird zu je 50 Prozent von Siemens und STET gehalten. Die von Siemens an STET fällige Zahlung soll über einen Wertausgleich vorgenommen werden, der sich aus der Differenz zwischen dem Wert von Italtel und der italienischen Siemens Telekom-Tochter ergibt. Italtel selbst ging in den Nachkriegsjahren aus der von den Alliierten beschlagnahmten früheren Siemens-Niederlassung in Italien hervor. Für die neue Italtel/Siemens-Gesellschaft wird 1994 eine Umsatz von rund 3,4 Milliarden Mark erwartet. Das Unternehmen soll auf dem Telekom-Sektor, der international zu den am stärksten wachsenden Wirtschaftsfeldern gehört, bis 1996/97 eine Exportquote von 40 Prozent vom Umsatz erreichen. Die wichtigsten Produktlinien von Italtel, vor allem die digitalen Vermittlungssysteme, bei denen das Unternehmen in Italien einen Marktanteil von 50 Prozent hat, sollen beibehalten und ausgebaut sowie Forschung und Entwicklung mit Siemens-Telekom in Italien zusammengelegt werden.
Im Siemens-Konzern mit einem Weltumsatz von 81,6 Milliarden Mark im Geschäftsjahr 1992/93 (30. September) stellen die öffentlichen Kommunikationsnetze mit zuletzt 13,5 Milliarden Mark Umsatz den größten Unternehmensbereich. Mit seiner digitalen Vermittlungstechnik ist Siemens in über 70 Ländern vertreten. Die italienische Telekom-Tochter erreichte 1992/93 knapp 750 Millionen Mark Umsatz.
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