: Siegtreffer mit Torriecher
■ Der Hamburger SV gibt auch beim 4:4- Unentschieden in Wolfsburg in letzter Sekunde sicher geglaubte Punkte wieder ab
Der Mann des Tages im Bundesliga-Nordderby war bei der Spielbewertung genauso treffsicher wie während der 90 Minuten. „Für die Zuschauer war das ein schönes Spiel“, fasste Jonathan Akpoborie das 4:4 zwischen dem VfL Wolfsburg und dem Hamburger SV am vergangenen Sonnabend zusammen, „für uns aber nicht“. Dieser Nachsatz des Nigerianers in Diens-ten des VfL Wolfsburg galt, weil beide Mannschaften in diesem kuriosen, am Ende sogar furiosen Spiel hätten gewinnen können. So ärgerten sich alle Spieler über zwei verlorene Punkte.
Dass es für die Zuschauer ein unterhaltsames Spiel wurde, daran hatte Akpoborie (19./74./90.) mit seinen drei Toren entscheidenden Anteil. In seinem ersten Saisonspiel von Beginn an bewies der 32-Jährige nach längerer Pause wieder einmal seine Torgefährlichkeit und bewahrte die Wolfsburger, die nach Jürgen Risches Tor (11.) und Akpobories erstem Treffer schon wie der sichere Sieger aussahen, am Ende vor einer Heimniederlage. Denn durch die Tore von Mehdi Madavikia (45.), Milan Fukal (50.), Rodolfo Cardoso (64.) und Roy Prägers (82.) zwischenzeitlichem 4:3-Führungstreffer schien der HSV das Spiel gekippt zu haben, ehe Akpoborie Sekunden vor dem Abpfiff seine Leistung mit dem 4:4 krönte, bei dem er den Ball mit der Nase ins Tor lenkte: „Der Ball kam mitten ins Gesicht, weil ich ihn erst im letzten Moment gesehen habe“, berichtete Akpoborie.
Für den Nigerianer mit deutschem Pass waren die Treffer auch deshalb ewas Besonderes, weil „Tore gegen Frank Pagelsdorf wehtun“, wie er Mitte der Woche in einem Interview gesagt hatte. Zum Coach des Hamburger SV hat Akpoborie ein ganz spezielles Verhältnis, da Pagelsdorf ihn während der gemeinsamen Zeit beim FC Hansa Rostock erstmals in der Bundesliga eingesetzt hatte. Nach der Partie wollte der Wolfsburger Angreifer mit seinem ehemaligen Coach reden, doch Akpoborie musste feststellen: „Der war sauer.“ Weniger auf den Wolfsburger, als vielmehr auf seine eigene Mannschaft. Denn die hatte bereits zum vierten Mal in Folge in den letzten Spielminuten einen entscheidenden Gegentreffer hinnehmen müssen.
Dem 4:4 gegen Juventus Turin, dem 2:3 gegen Borussia Dortmund und dem 1:2 gegen La Coruña folgte nun das späte Unentschieden gegen den VfL Wolfsburg. Pagelsdorf wollte indes von einem Trauma nichts wissen und bemühte sich, die positiven Seiten zu betonen. „Ein 4:4 ist mir lieber als ein 0:0, sonst käme ja keiner mehr ins Stadion“, sagte Pagelsdorf. Außerdem fand er es „toll, dass meine Mannschaft Rückstände aufholt.“ lno
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