piwik no script img
taz logo

Archiv-Artikel

Sieben Wege zur Sanierung

ASBESTHALDE BEI HANNOVER

Von THA

Seit Jahrzehnten liegen 170.000 Tonnen Asbestzementschlamm und asbesthaltige Scherben auf einer Halde in Wunstorf bei Hannover. Dass der krebserregende Müll dort nicht sicher lagert, ist seit Jahren klar. Eine Lösung fehlt der Region Hannover als zuständige Bodenschutzbehörde allerdings bis heute. Kommenden Mittwoch sollen bei einer öffentlichen Anhörung nun sieben Varianten vorgestellt werden, wie der Müll aufbewahrt werden kann, ohne dass er zur Gesundheits- und Umweltgefahr wird.

Erstellt haben die Szenarien zwei Ingenieursbüros in einem Gutachten im Auftrag der Region. Die will Anfang 2014 beschließen, was mit dem Müll geschieht. Klar ist dabei: Die Halde muss vor Ort in Wunstorf saniert werden. Der ursprüngliche Plan, sie komplett wegzuschaffen, ist endgültig vom Tisch. Das hatte die Region zuletzt 2011 versucht, als sie den Müll in mehreren Tausend LKW-Fuhren auf Deponien nach Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern karren wollte. Dort war der Bürgerprotest allerdings groß, auch die Landesregierungen stellten sich quer. 2012 untersagte das Verwaltungsgericht Schleswig die Transporte schließlich.

Der Sanierungsbedarf ist in Wunstorf unterdessen groß. Dort sind die Abfälle des einstigen Asbestzement-Herstellers Fulgurit seit den 70ern behelfsmäßig zu einem Berg aufgetürmt und abgedeckt. Krebserregende Asbestfasern drohen vom Wind verweht zu werden. Das Grundwasser unter der Halde ist mit bis zu 100 Mikrogramm Arsen pro Liter belastet, wie die Gutachter der Region jetzt festhalten. Die sogenannte Geringfügigkeitsschwelle liegt bei zehn Mikrogramm.

Die Lösungen der Ingenieure reichen von der Abdeckung der Halde mit Solaranlagen bis zum Bau eines Parkplatzes oder von Windkraftanlagen auf dem Müllberg. Favorit der Gutachter: Die Umschichtung des Asbestmülls auf ein 300 Meter entferntes Feld, wo er als abgedichteter und begrünter Hügel ein „Landschaftsbauwerk“ darstellen soll. Die Lieblingsvariante der Ingenieure ist mit fünf Millionen Euro allerdings auch die teuerste aller sieben Vorschläge. Die Region hatte für die Sanierung der Asbesthalde bislang stets mit drei Millionen geplant.  THA