: Sie sind sich selber nicht mehr grün! –betr.: Parteitag der Grünen in Bielefeld
Mit dem Krieg haben sie Sprengkraft in die eigene Partei geholt. In Bielefeld konnten die auch um den Preis der Selbstverstümmelung leidenschaftlich Regierungswilligen die Wucht dieser Kraft noch einmal dämpfen. Wird nicht aber die nächste Belastung, der faktisch von den Militärs vorbereitete Übergang von den Bombardements in Jugoslawien zum Bodenkrieg, die Flügel der einstigen Pazifistenpartei auseinanderreißen?
Um zu verhindern, daß das schon jetzt geschah, hat die Parteispitze manche List ersonnen. Eine ziemlich wirksame ist das im Klageton vorgebrachte Argument, angesichts der Problematik notwendiger Entscheidung fühle man sich innerlich ganz zerrissen. Wie man sich auch entschieden hätte, das Ergebnis wäre problematisch gewesen. Man ist mit sich selber uneins, sollen wir glauben, und ist damit so oder so zumindest zum Teil auf unserer Seite, und wir alle auf ihrer. [...] Aber man hat sich für Bomben und Raketen entschieden. Und damit Greuel gegen Greueltaten gesetzt, sich mit dem Teufel gegen den Beelzebub verbündet. Obwohl heute ziemlich klar erwiesen ist, daß der Krieg den definierten Zweck nicht erfüllt [...] und die Militärs inzwischen ihr eigenes Spiel treiben, tut man sich schwer mit einem Bombardierungsstopp.
[...] Unerwartet macht sich nun Grünen-Vorstandssprecherin Röstel in einem Interview beinahe stark und setzt doch noch ein positives Zeichen: „Wir erwarten von der Bundesregierung, daß sie sich bei den Verbündeten für eine Umsetzung des Parteitagsbeschlusses einsetzt.“ J. Fischer hatte doch wohl gerade das abgelehnt. Kurt Pittelkau, Berlin
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