Shoppingcenter: Alexa offenbart innere Werte
Bei der Eröffnung des Einkaufszentrums werden 15 Kunden verletzt. Aber die Innenarchitektur überrascht: Der rosarote Bunker ist von innen gar keiner.
Etwa 1.000 Menschen warten vor den fünf Eingängen des neuen Einkaufszentrums Alexa. Die Stimmung ist entspannt. Ein Mitarbeiter zählt mit einem Megafon den Countdown. Die Inszenierung ist perfekt - die Eröffnung wird zum Event stilisiert. Und die Manipulation funktioniert. Die Leute werden unruhig, wollen rein. Um Punkt acht Uhr öffnen sich die Türen des Alexa. Von den Tumulten der Nacht ist nicht mehr viel zu sehen.
Gestern Morgen wurde der neue Konsumtempel am Alexanderplatz offiziell eröffnet. Doch schon um 24 Uhr in der Nacht zuvor hatte der Hauptmieter des Centers, ein großer Elektronikmarkt, mit dem Verkauf begonnen. Mit einer Werbeoffensive und Schnäppchenangeboten wollte man möglichst viele Kunden locken. Und die kamen in Scharen. Dem unerwartet großen Ansturm war die Geschäftsleitung nicht gewachsen. Mit 70 Sicherheitsleuten konnte man die vielen tausend Schnäppchenjäger nicht ruhig halten, 100 Polizisten mussten zur Verstärkung anrücken. Es wurde gedrängelt und geschubst. Einige Kunden erlitten aufgrund der Enge Schwächeanfälle. Eine der gläsernen Eingangstüren zersprang, weil sich zu viele Menschen durch sie drängten. 15 Kunden wurden verletzt, 6 mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Ab halb zwei durfte wegen Überfüllung niemand mehr hinein. Von vier Uhr bis halb sechs wurde das Geschäft geschlossen.
Unter die wartende Masse vor dem Alexa hatten sich in der Nacht auch 150 Demonstranten gemischt. Darunter die "umherschweifenden Hedonisten", eine Gruppe, die sich spontan und mit Musikanlage trifft, um zu tanzen und gemeinsam Spaß zu haben. Eigentlich sei er selbst unpolitisch, sagt einer der Protestierenden. Doch in diesem Fall habe man einfach die Gelegenheit genutzt, auf den Konsumwahnsinn hinzuweisen. "Wir wollen alles kaputtkaufen - kaufen, kaufen, kaufen!", skandierten die tanzenden Protestler.
Am nächsten Morgen ist das alles vergessen. Die Spuren der Nacht sind von Reinigungstrupps beseitigt.
Neugierig flanieren die ersten Kunden durch das weitläufige Center, das eine Verkaufsfläche von 43.000 Quadratmetern hat. Bis zum Nachmittag wurden nach Angaben des Center-Managements 80.000 Besucher gezählt. "Von außen ist es zwar ein ziemlich hässlicher Klotz, aber zumindest von innen ist es ja ganz schön", sagt Edelgart Brzyk, die mit ihrem Mann zum Einkaufen gekommen ist. Als schön und hell bezeichnet es Heike Franz. "Allerdings ist es wohl nicht ganz fertig geworden", bemerkt sie.
Tatsächlich wird vielerorts noch geschraubt, man sieht provisorisch angebrachte Schilder und unfertige Dekorationen. Im Gesamtbild fällt das nicht weiter auf: Die Gänge sind mit Stäbchenparkett ausgelegt, in die mit buntem Stein geflieste Eingangshalle fällt das Licht durch ein Glasdach. Während der Bau von außen wie ein roter Bunker wirkt, ist die Innenarchitektur hell und luftig. Brücken aus Glas und Stahl verbinden die gegenüberliegenden Seiten der oberen Stockwerke miteinander.
180 Geschäfte, vor allem Filialisten, reihen sich lückenlos aneinander. Die einzige Buchhandlung ist ein dreigeschossiger Laden der Firma Thalia. Ein kleiner Buchhändler könnte sich weder die Ladenmiete leisten noch den Wettbewerb mit der Kette durchhalten. Neben H&M, Pimkie und den üblichen Verdächtigen der Bekleidungsindustrie gibt es hier so ziemlich alles, was das Herz eines jeden shoppingsüchtigen Teenagers begehrt. Im dritten Stock können gestresste Mütter gegen Bezahlung ihren Nachwuchs abgeben. Dank der Cafés und Restaurants muss man sich gar nicht mehr nach draußen begeben. Dass das zur Belebung der Ostcity beiträgt, darf bezweifelt werden.
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